Literatur

Tod beim Martinszug
Ein Ottobrunn-Krimi


von Stefanie Gregg


216 Seiten
© Sutton Verlag, 2014
www.suttonverlag.de
ISBN 978-3-95400-387-7



Es ist Lottes Geburtstag und zunächst scheint alles nach Plan zu laufen. Die Kinder kommen am Samstagmorgen ins Schlafzimmer gestürmt und tragen das obligatorische Geburtstagsständchen vor. Nach einem ausgedehnten Frühstück und dem Spielen mit den Kindern Lilly und Max wird es gegen Mittag Zeit, das Essen zu richten. Bereits am Freitag besorgte Lotte frische Forellen, ohne jedoch die Folgen zu ahnen.

Sie packt die Forellen aus, und umgehend erscheinen vor ihrem geistigen Auge Bilder des ermordeten Gemeinderats Henning. Beim Waschen des Fisches eskaliert die Situation, denn das austretende Fischblut erinnert sie wiederum an die Ereignisse am vergangenen Montag. Schließlich verliert sie jede Fassung und bricht vor dem Spülbecken zusammen ...

Der Martinsumzug war nur für die Kindergartenkinder ein voller Erfolg, denn das sich anschließende Drama bekamen sie nicht mit, da der Zug schnellstens umgeleitet wurde. Am Ende des Zuges, der wie jedes Jahr ausschließlich mit Kindern und Erziehern ausgerichtet wurde, sollte Sankt Martin zu der Gruppe stossen.

Lotte und ihre Freundinnen nahmen den stolzen Reiter in Empfang, doch etwas schien nicht zu stimmen. Henning schien wie ein Anfänger zu reiten, bis auch andere Eltern merkten, dass er gar nicht mehr in der Lage war, ein Pferd zu lenken. Schließlich kippte er vom Pferd und stürzte zu Boden. Lotte war mit einer Freundin zuerst am vermeintlichen Unfallort. Lotte drehte Henning um, bis sie bemerkte, wie ihr eine warme Flüssigkeit über die Hand lief ...

Lottes Mann Alexander kommt ihr zu Hilfe, und schnell kommt sie wieder auf die Beine. Doch jetzt hat sich die Situation geändert, denn diesen Tagtraum versteht sie als eine Art Aufforderung des Verstorbenen. Die Polizei kommt mit ihren Ermittlungen nicht wirklich weiter und in der Gemeindeverwaltung von Ottobrunn scheint etwas nicht zu stimmen ...

Geschickt streut Stefanie Gregg einige Gerüchte aus, um ihre Geschichte an Fahrt gewinnen zu lassen. Der ermordete Gemeinderat wollte dem Kindergarten helfen, wie sie ihre Hauptdarstellerin Lotte Nicklbauer in Erfahrung bringen lässt. Ein unvorsichtiger Beamter des Ordnungsamtes und ein geschwätziger Polizist gießen zusätzlich Öl ins Feuer, obwohl deren diesbezügliche Versprecher etwas unglaubwürdig erscheinen.

Da der Kriminalroman jedoch relativ kurz gehalten ist, muss die Handlung logischerweise in ebensolchem Tempo vorangetrieben werden. Und Menschen, die zu viel reden und dabei nebenbei zu viel verraten, gibt es ja auch in der Realität zur Genüge. Ebenfalls die Interessen eines Gemeinderats, der sich zwecks Durchsetzung gewisser Interessen ausgeklügelter Mechanismen bedient, und sich damit weder bei der Bevölkerung, noch mitunter in eigenen Reihen, besonders beliebt macht.

De Suche nach dem Mörder gestaltet sich mäßig spannend, eh klar, wo man ihn in dem recht übersichtlichen Umfeld suchen muss. Der Roman ist dementsprechend einfach gestrickt. Die Dialoge wirken mitunter reichlich naiv, ganz besonders nervig ist Lottes ewig verständnisvoller und penetrant liebevoller Ehemann. Jedoch kann der ebenso originelle wie rustikale Schluss, Lottes ganz persönliche Gestaltung der finalen Ermittlungstaktik, die Kritikpunkte einigermaßen aufwiegen. Gut bürgerliche Lesekost, eben.

Die Autorin bedient, indem sie ihre Hauptfigur aus dem Alltag reißt und selbst die Fäden in die Hand nehmen lässt, einen wohl immerwährenden Traum. Welcher "normale" Mensch" wollte und würde es "denen da oben" nicht schon immer gerne einmal zeigen. Aus dem Schatten des ferngesteuerten grauen Alltags heraustreten, das wäre doch etwas. Sich einfach nicht mehr alles bieten zu lassen und die Wahrheit ans Licht bringen.

Natürlich bleibt es ein Traum, denn immerhin haben wir es mit einer fiktiven Handlung zu tun. "Aber möglich ist es."

 

Thomas Lawall - November 2014

 

 

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