Literatur

Teenie Leaks
Was wir wirklich denken (wenn wir nichts sagen)


von Paul Bührle


192 Seiten
3. Auflage
© 2015 by Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
www.ullstein-verlag.de
ISBN 978-3-550-08101-9



Paul Bührle steht vor genau den gleichen Fragenbergen, vor denen wir dereinst alle standen. Da laufen sie nun und wackeln mit dem Hintern. Knackige Mädels wo man(n) hinsieht. Die Klamotten, ob mit Löchern oder nicht, mit tiefem Ausschnitt, durchsichtige Leggings oder winzige Hotpants treiben die Jungs in den Wahnsinn. Sieht toll aus. Ist nur die Frage, ob die Jungs das alles toll finden dürfen! Und so fragt der Autor mit Recht:

"Soll ich da hingucken?"
"Nein!!! Natürlich nicht, du Vollidiot!"
"O.k., sorry, nur so eine Frage. Aber warum zieht ihr dann so was an?"
"Dumme Frage."

Es scheint sich also nichts geändert zu haben. Es darf nur derjenige hinschauen, in den man gerade verknallt ist. "Hier endet das rationale Denken, und das Chaos beginnt." Egal. Damals wie heute gilt, dass 15jährige Jungs sehr viel Zeit damit verbringen, "Luft für Mädchen zu sein".

Herrlich ist dieses Buch. Ein Lob an den Erfinder! Obwohl ich jetzt keine Ahnung habe, ob das jetzt vielleicht peinlich rüberkommt. So wie fast alles, was Erwachsene so rüberbringen. Egal, ob sie jetzt mit tausend Vorschriften und Verboten auf der Matte stehen, sich in Facebook aufdrängen oder gar mit ihren Kindern kiffen wollen, womit "ein ganz neues Level an Peinlichkeit" erreicht wäre.

Deshalb höre ich auch sofort mit Lobliedern auf, denn ein heller Kopf, ein sehr guter Beobachter und letztlich ein mit einer gesunden Portion Selbstironie ausgestatteter Mensch braucht so etwas eh nicht. Sorry, ist mir jetzt so rausgerutscht. Jetzt beschränke ich mich aber wirklich auf weitere Schlaglichter in Sachen Inhalt. Wenn das den einen oder anderen Altersgenossen meiner Fraktion erschreckt, kann ich nichts dafür. Ganz im Gegenteil: Es würde mich sogar freuen.

Im Prinzip reicht eigentlich eine Kurzfassung. Klamotten-Mobbing ist beispielsweise gar nicht so schlimm. Alles nur Spaß. Wer sich ärgert, ist halt irgendwie selbst schuld. Diejenigen, die Alkohol sinnlos in sich reinkippen, sind nur Ausnahmen. Die meisten scheinen es im Griff zu haben. Mit den ach so verteufelten Computer-Spielchen ist es ebenfalls so. Kein Problem. Je früher man damit anfängt (oder anfangen darf), desto schneller und besser kann man damit umgehen.

Auch in körperlichen Angelegenheiten ist alles klar. Kein Wunder, wenn einem als junger Mann plötzlich ein "Megaupgrade" zur Verfügung steht! Weil aber "alle Jungs ab der Siebten und spätestens bis zur Neunten einen Porno gesehen haben”, ist das schon die halbe Miete. Leider irrt der Autor in einer nicht unerheblichen Sache: Er freut sich auf (mental) größere Mädchen, denn die seien sicherlich für ihn "einfacher zu verstehen". Muhahahaha! Schön, wenn man noch Träume hat ...

Am Schulsystem hat der Autor einiges auszusetzen. Insbesondere, wenn man sich nach zehn Jahren Schule gerade mal an die Grundrechenarten, etwas Latein und Altgriechisch, Volleyball, Basketball und an die Durchführung einer PowerPoint-Präsentation erinnern kann. Da sollte etwas geschehen. Notfalls würde er, falls es mit dem Wunschberuf Comiczeichner nichts wird (das wird was!), selbst Lehrer werden, um etwas zu ändern und "damit Schule nicht so langweilig ist".

Na also, liebe Eltern und sonstige Erziehungsberechtigte. Was soll die Aufregung? Jetzt wissen wir Bescheid. Die Jugend ist nicht so kaputt, wie ihr Ruf. War doch bei uns genauso (ja nee, ich weiß, wir waren viel schlimmer!). Die haben alles im Griff. Ohne unsere Reglementierung würde der Laden vielleicht sogar noch besser laufen.

Also, liebe Kinderchen, wir fahren jetzt in Urlaub. Lassen euch in Ruhe. Machen ein großes Fass auf. So wie früher. Ihr kriegt das derweil schon hin. Man sieht sich. In vier bis acht Wochen so rum ...

 

Thomas Lawall - Juni 2015

 

 

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