Suchers Welt: Film
von C. Bernd Sucher
208 Seiten © 2018 Droemer Verlag www.droemer.de ISBN 978-3-426-27743-0
"Der Filmverführer" hat mir gerade noch gefehlt. Obwohl man mich zum Filme schauen nicht unbedingt verführen muss. Das mache ich regelmäßig und seit Jahren freiwillig und immer noch mit wachsender Begeisterung. Trotzdem oder gerade deswegen war dieses Büchlein eines der wohl am schnellsten ausgepackten.
Jedem Filmfan wird es ähnlich gehen: Entgegen allen Gewohnheiten wird man, nach dem neugierigen Studium des Inhaltsverzeichnisses, das Buch nicht unbedingt von vorne beginnen. Selbstverständlich sucht man zuerst seinen Lieblingsfilm. Ist er nicht dabei, macht das nichts, denn immerhin könnte ja der Lieblingsregisseur vertreten sein. Bingo, da ist er ja und mit "Barry Lyndon" vertreten.
Na gut, dann ist wohl wenigstens der zweitliebste Film vorhanden. Tatsächlich: "Ben Hur"! Das bedeutete gleichzeitig, dass ich das Buch mit dem letzten der 49 besprochenen Filme begonnen habe. Natürlich wird (auch) die bewegende Szene am Brunnen erwähnt, die nicht nur den Autor zu Tränen rührte. Eine der eindringlichsten Szenen der Filmgeschichte. Jesus gibt einem Galeerensträfling Wasser, was den Unmut eines römischen Offiziers weckt. Seine unbändige Wut wird jedoch schlagartig gebremst, als er Jesus, der nur von hinten (!) zu sehen ist, ansieht ...!
Und so geht das Durcheinander munter weiter. Brennend interessiert, was der Autor über so unterschiedliche Produktionen wie "Die Ferien des Monsieur Hulot", "Snowden" oder "Lawrence von Arabien" zu sagen hat. Und spätestens jetzt fällt die ebenso unkonventionelle wie erlesene Auswahl auf.
Die Bandbreite des Autors scheint keine Grenzen zu kennen, was eine Besprechung von Aki Kaurismäkis "Le Havre" beweist. Und wenn dann noch Namen wie Ingmar Bergman, Louis Buñuel oder Rainer Werner Fassbinder auftauchen, beginnt man, das Buch zu verschlingen.
Eigenwillig, -sinnig und herrlich subjektiv gestaltet C. Bernd Sucher seine "leidenschaftlichen Empfehlungen" ohne Ecken und Kanten, sowie auf kleinstmöglichen Raum komprimiert. Kein Wort ist zu viel oder gar wertloses Füllmaterial. So bleibt noch genug Zeit, die ganzen Filme (wieder einmal) anzuschauen!
Wobei man auch auf dumme Ideen kommen könnte. Beim Rezensenten hat sich die Möglichkeitsform allerdings bereits zu "relativieren" begonnen. Soll heißen: Wer "Hardware" noch zu schätzen weiß, hat dieses, auch formal liebevoll gestaltete, Buch gekauft. Daraus folgt, dass man das edle Teil eigentlich nicht zu den ganzen Kollegen ins Regal stellen kann. Sondern an einen gesonderten Platz. Zur DVD- und Blu-ray-Sammlung vielleicht. In Gesellschaft mit allen 49 Filmen!
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