Spätlese 12 Monatskrimis mit Max Koller
von Marcus Imbsweiler
188 Seiten © 2017 Gmeiner-Verlag GmbH www.gmeiner-verlag.de ISBN 978-3-8392-2128-0
Die stillen Anatolier sind ihm lieber. Max Koller ist in Heidelberg unterwegs. Er steht auf dem Marktplatz und wohnt einer seltsamen Aufführung bei. Ungewohnt, aber immer noch besser als ein "strammer Seniorenchor", der im Vorfeld volksmusikalisches Kulturgut zum Besten geben durfte. Das Musikfestival "Heidelberger Frühling", welches unter dem Leitgedanken "In der Fremde" im April 2017 stattfand, bildet den Rahmen für die Kurzgeschichte "Ihr ganz privater Brexit".
Eine einmalige Sache im wahrsten Sinne des Wortes, denn jede Geschichte dreht sich zwar um den altbekannten Privatermittler Max Koller, Fans der entsprechenden Krimiserie von 2007-2015 werden jubeln, doch jeweils unter völlig unterschiedlichen Vorzeichen. Zudem gibt sich die neue Hauptkommissarin Kehrer die Ehre. Und nicht nur das, denn die intensive Zusammenarbeit bestätigt einen neuen Trend: "ÖPPs sind schwer angesagt", was so viel bedeutet wie "Öffentlich-private Partnerschaften".
Der Gemeiner Verlag, welcher u. a. so originelle Reihen wie "Rätselkrimis", "Gartenkrimis" oder "Kriminelle Freizeitführer" anbietet, erweitert sein diesbezügliches Programm um eine weitere Attraktion: Monatskrimis. Zwölf Kurzkrimis werden den zwölf Monaten des Jahres 2017 gegenübergestellt, wobei die großen Themen des Jahres eine mehr oder weniger maßgebliche Kulisse bilden. Eine durchaus unterhaltsame Idee.
Potentiellen Leserinnen und Lesern sei hiermit nahegelegt herauszufinden, wie beispielsweise Präsident Trumps "Allzweckwaffe in Wirtschaftsbeziehungen" mit einem hiesigen Zementwerk in Verbindung zu bringen ist, um was es sich bei einem "Designerkühlschrank auf Rädern" handelt, oder auf welche Weise sich ein typisch männliches Kleidungsstück als lebensrettend erweisen kann.
Man kann bei diesen Kriminalgeschichten keine tiefgreifende Literatur erwarten, was im Rahmen der monatlichen Veröffentlichung in der Heidelberger Rhein-Neckar Zeitung sicher auch gar nicht beabsichtigt war. Dafür aber originelle Unterhaltung vor zeitgeschichtlichem Hintergrund, garniert mit einer gesunden Portion Humor, der mitunter auch leicht angeschwärzt daherkommt.
Krimis für zwischendurch also und auch als Nachttischlektüre bestens geeignet. Vielleicht macht Marcus Imbsweilers Idee, aktuelle Themen aus Politik, Kultur und Gesellschaft in kriminelle Machenschaften zu verweben, "sie zu spiegeln, zu vertiefen, weiterzudenken oder ad absurdum zu führen" und stets mit einem Augenzwinkern versehen, Schule. Krimilektüre mit enormem Potential also.
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