Literatur

So was von tot

von Chris Holm


320 Seiten
© 2015 by Chris Holm
© 2016 der deutschsprachigen Ausgabe Knaur Verlag
www.knaur.de
ISBN 978-3-426-51741-3



Was es mit dem "Geist" auf sich hat, würde Agent Garfield gerne erfahren. Thompson reagiert mit einer gewissen Genugtuung, denn was zunächst als Witz begann, der sich gegen ihre Person richtete, erwies sich bald als bitterer Ernst. Lange vor ihren Kollegen erkannte Special Agent Charlotte "Charlie" Thompson ein Muster bei Straftaten, die zunächst in keinem Zusammenhang zu stehen schienen. "Thompsons Geist" hätte wieder einmal zugeschlagen, lästerten die Kollegen.

Doch bald stellte sich heraus, dass an Charlies Weitsicht etwas dran war: Ein neuer Profikiller ist am Werk, der allein in den letzten beiden Jahren fünfunddreißig Morde zu verantworten hat. Mindestens.

Niemals tötet er auf die gleiche Art und Weise. Den neuesten Mord inszenierte er als Scharfschützen-Kunststück aus großer Entfernung. Die FBI-Beamten Garfield und Thompson wurden beauftragt, sich in die Ermittlungen einzuschalten. Bei dem Opfer handelt es sich um Javier Cruz, einen Auftragskiller der kubanischen Mafia.

Die jeweils spektakulären Anschläge unterscheiden sich in ihrer Ausführung grundlegend. Mal ist es ein Messerstich auf einem Flughafen, mal eine Erdrosselung inmitten einer großen Menschenmenge oder eine tödliche Hohlladung in einem Theater, die nur das Opfer tötete, nicht aber die Zuschauer daneben.

Chris Holm geht in seinem Roman weit über die Grenzen und das Muster der üblichen Auftragsmordgeschichten hinaus. Seine Hauptperson Michael Hendricks hat ein besonderes Geschäftsmodell. Er warnt potentielle Opfer vor deren Tötung durch einen Killer. Deren Honorar ist ihm bekannt und für die Beseitigung des Killers verlangt er das Zehnfache. Wer ihm glaubt, zahlt gerne, und wer nicht, hat Pech gehabt.

Ebenfalls nicht gerade gewöhnlich ist die Tatsache, dass Hendricks dem Leser von Anfang an bekannt gemacht wird, und dessen Gegenspieler Alexander Engelmann ebenfalls, womit sich die Brisanz der Geschichte erheblich steigert. Von der Charakterisierung der beiden diabolischen Charaktere ganz zu schweigen.

Und wenn sich die beiden erbitterten Feinde im Laufe der Ereignisse zufällig und unerkannt über den Weg laufen, ist das nur einer von vielen spannungstechnischen Höhepunkten. Dazu gesellt er ein Ermittlerteam, welches intern eigentlich schon genug Probleme, wie ein "verbittertes altes Ehepaar", zu bewältigen hätte.

Zudem bastelt Chris Holm gerne an Einzelheiten herum, seine Beschreibungen von Land und Leuten nehmen sich Zeit und Tiefe. Selbst Nebendarsteller wie den abgehalfterten Bauchredner Albert Tuschbaum weiß er brillant zu charakterisieren.

"So was von tot" ist kein Thriller von der Stange, sondern lotet die Befindlichkeiten seiner Protagonisten gnadenlos aus. Sein vielschichtiges Katz-und-Maus-Spiel zeichnet er auf hohem Niveau und bietet somit einen Hochspannungsthriller, der jede Hollywood-Produktion wie einen Kindergeburtstag anmuten lässt.

Deshalb und in diesem Fall kann man dem Autor den reichlich übertriebenen Knalleffekt am Ende durchaus verzeihen.

 

Thomas Lawall - März 2016

 

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