Sissis Tod Ein Salzkammergut-Krimi
von Bernhard Barta
240 Seiten © Haymon Taschenbuch, Innsbruck-Wien 2013 www.haymonverlag.at ISBN 978-3-85218-954-3
Chefinspektor Gustav "Gustl" Brandner untersucht mit der gebotenen Umsicht die Habseligkeiten der Ermordeten, jedoch nicht, ohne sich vorher die Schutzhandschuhe übergestreift zu haben. Schließlich war er "immer schon scheu im Umgang mit dem Tod". Eine ganze Menge Arbeit kommt auf ihn zu. Nachdenken ist angesagt, und ein "Zirbenschnaps", welcher ihm bei der geistigen Arbeit stets hilfreiche Dienste leistet. Zunächst ruft er im Hotel Royal in Ischl an, um sich dahingehend zu versichern, dass die "Sisi-Suite", wo Vera Kaprisky gewohnt hatte, noch immer verschlossen ist.
Auch mit den zahlreichen Mitgliedern der Filmgesellschaft, die ebenfalls das Hotel bezogen haben, muss er Kontakt aufnehmen. Dazu kämen dann noch die Darsteller und alle weiteren maßgeblich Beteiligten. Schließlich war Vera Kaprisky keine Unbekannte, sondern ein Weltstar. Gerade war sie mit Dreharbeiten zum neuen "Sissi"-Film beschäftigt. Jetzt ist sie tot und ganz offenbar einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen. Gefunden hat sie "Resi, die Gamsjägerin", die den "Birngruber" von der Bezirkspolizei Salzkammergut informierte. Der pflichtversessene Wachtmeister wiederum rief umgehend seinen Chef an, den er aus einem schrägen Traum weckte, um ihm vom Fund einer "toten Leiche" zu berichten...
Mit spitzer Feder skizziert Bernhard Barta die Ermittlungsarbeit in der gehobenen Gesellschaft in und um Bad Ischl herum, sowie die Machenschaften einer deutsch-amerikanischen Filmgesellschaft und deren vielfache Verzweigungen. Die Bezüge im lokalen Rahmen, sind es nun die finanziellen Verflechtungen der "Corbis Film" oder die zahlreichen privaten Verbindungen der Schauspieler, insbesondere der ermordeten Hauptdarstellerin, bleiben stets in überzeugendem Rahmen. Dieser Intrigantenstadl aus Lug und Trug hat etwas von einem Kammerspiel und könnte vielleicht ohne weiteres auch als Bühnenstück funktionieren.
Im Wechselspiel aus falschen Fährten, schrägen Protagonisten und zahlreichen Liebschaften geht die eigentliche Geschichte zwar keineswegs unter, hat sich insgesamt gesehen aber eindeutig unterzuordnen. Dem trockenen Charme des stets hungrigen und durstigen Gustl Brandner sowieso. Dem schwarzen Schaf seiner Familie. Dem, der es wagte, sich den Traditionen seines Elternhauses radikal entgegenzustellen. Dem, der andere Wege gehen wollte, geht und gehen wird. Und dem, der mit einer einzigartigen Fähigkeit ausgestattet ist, die ihn wohl von allen bisher bekannten Ermittlern unterscheidet...!
Kunstvoll eingewebt sind die Traumsequenzen, die einerseits in die Vergangenheit Brandners führen oder in die eine oder andere Situationskomik. Derlei Kontraste scheint der Autor zu mögen, weshalb er uns hier und da mit einem knochentrockenen Brüller überrascht. Auch die schon erwähnten Nebenfiguren brillieren mit einer unkonventionellen Präsenz. Man schaue sich nur einmal die werten Herren am Stammtisch in Brandners Stammlokal an oder die ebenso fesche wie stöckelbeschuhte Gerichtsmedizinerin Dr. Fuchs "Füchsin".
Und noch etwas unterscheidet diesen Roman von vielen. Die Hauptfigur zeichnet. In seiner Kindheit wurde der Gustl zum "Spontanzeichner". Jenes kleine Lederbüchlein besitzt er heute noch. Allerlei zwielichtiges Volk zeichnete er bisher. Das neue Kapitel heißt "Sissis Tod" und beschert neue Gesichter. Gesichter, die der Leser sehen darf. Schön in diesem Zusammenhang, dass Brandner beim Zeichnen auch einmal in einen Spiegel schaut ...
Der große Showdown bleibt nicht aus und mündet gar in einen handfesten Skandal in heiligen Hallen. Doch beruflicher Erfolg geht nicht immer Hand in Hand mit privatem. Bernhard Barta wird uns in naher Zukunft dahingehend aufklären, ob dem guten Gustl endlich auch das private Glück hold sein wird, denn "Sissis Tod" bildet erst den Auftakt für seine Salzkammergut-Krimireihe. Solider kann ein solcher nicht sein.
|