Literatur

Shooting Stars

von Christoph Danne


60 Seiten
Erste Auflage Februar 2015
Veröffentlicht im elifverlag
www.elifverlag.de
ISBN 978-3-9816147-0-1



Schon lange bin ich nicht mehr mit der Tür ins Haus gefallen. Oder in Fettnäpfe getreten. Das war und ist nicht immer angenehm und soll deshalb gleich zu Beginn abgehakt werden. Vieles weiß ich nicht, aber eins ganz genau: Es wird jetzt wirklich das letzte Buch dieser Art sein, das ich besprechen werde, denn diese entsetzliche Kleinschreiberei will ich mir künftig nicht mehr antun.

"kurze rast namenlos" - wie jetzt? Kurze sollen namenlos rasen? Anstrengend ist sie, die "Kunstform" der Kleinschreibung, das Schriftbild ebenso reduziert wie eiskalt. Als gelernter Schriftsetzer kämpfe ich mit den Tränen. Wie kann man nur Sprache und das geschriebene Wort dermaßen verunstalten? Auch auf den Buchtitel, seltsamerweise in Versalien gesetzt, und die kickenden Buben auf dem Cover kann ich mir keinen Reim machen. In welchem Zusammenhang stehen sie mit dem Buch?

Aber gut, die Verpackung täuscht, wie so oft, und ich soll mich ja eigentlich mit Inhalten beschäftigen. In diesem Fall mache ich das wieder sehr gerne, denn in diesen Worten kann man sich verlieren. Eintauchen. So tief man will und ohne die Gefahr, zu ertrinken.

"loslassen" ist in vielen Zusammenhängen immer wieder gerne gesagt und zitiert. Nur wie es geht, weiß keiner. Seinen Beitrag zur Bedeutung dieses Wortes leistet Christoph Danne im gleichnamigen Gedicht (S.38). Er findet Worte, die in jenem Feuer aufsteigen und vom Wind verweht werden. Doch es ist nicht zu spät, denn Ahnungen werden in Gewissheiten verwandelt.

Manchmal sind es reine Momentaufnahmen, wie in "montenegro wild beauty" (S.15) oder "südbalkon juli 2013" (S. 17), dann wieder Beobachtungen, flüchtige Begegnungen, die sich in einer übergeordneten Sichtweise am Ende wie in Zeitlupe bewegen, bis sie als Standbild verharren ("verdächtiger morgen" - S.12).

Christoph Danne zu folgen mag nicht einfach sein. Seine Worte entspringen Gegensätzen, Widersprüchen und grauen Alltäglichkeiten und mir scheint, je weiter er seine Ausdrucksweise reduziert, je mehr Worte er weglässt, desto größer ist die Wirkung. Leinwandgroß beispielsweise in "alltag irgendeine stadt" (S.13).

Immer wieder bleibe ich auf Seite 41 hängen. Diese Zeilen ("shooting stars") gaben dem Buch seinen Namen:

"... und alles was
niemals geschehen ist
was passiert damit"

Das würde ich auch gerne wissen. Muss aber nicht heute sein. Dieses Buch stellt viele Fragen. Weitaus mehr, als es beantworten kann. Gut so, denn Antworten gibt es ja schon genug.

 

Thomas Lawall - Oktober 2015

 

 

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