Literatur

Schwarz Weiß
Der Tod hat zwei Gesichter


von Martin Semesch und Christoph Wittmann


182 Seiten
© ACABUS Verlag, Hamburg 2011
www.acabus-verlag.de
ISBN: 978-3-86282-000-9



Dumm, wenn man sich mit dem Falschen anlegt ...

Vier Männer haben eine Frau in eine Seitengasse geschleppt und umstellt. In gewissen Gegenden waren die Straßen in London nie besonders sicher und sie sind es bis heute nicht. Die dunkelhäutige Frau wehrt sich, da sie weiß, was sie nun erwartet. Der Übermacht kann sie aber nichts entgegensetzen. In ihrer Verzweiflung schreit sie um Hilfe, doch zunächst scheint niemand Notiz davon zu nehmen.

Doch plötzlich nähert sich ein Mann aus der Dunkelheit, der sich für die Vorgänge zu interessieren scheint. Verzweifelt bittet sie den Fremden um Beistand, will vor den Männern flüchten, doch einer hält sie fest und ein anderer stellt sich dem Fremden in den Weg. Dies hätte er besser nicht getan, doch wie konnte er ahnen, wen er vor sich hat!

Der Mann scheint keinerlei Respekt vor der Gruppe zu haben und so etwas wie Angst schon gar nicht. Auch die Tatsache, dass der Frau eine mehrfache Vergewaltigung droht, scheint ihn nicht im geringsten zu beunruhigen. Ganz im Gegenteil, denn mit gezielten Provokationen wagt er es, sich über die Kerle, die sich Sex mit Gewalt holen wollen, lächerlich zu machen. Nicht einmal als der Angreifer ein Messer zieht und dem Mann an die Kehle hält, gerät dieser in Panik. Stattdessen grinst er ihn an, bleibt weiterhin völlig unbeeindruckt und wiederholt eiskalt die Frage, warum er und seine Freunde sexuelle Handlungen erzwingen wollen.

Dies bringt den wütenden Angreifer umsomehr in Panik, als der Mann nunmehr eine seelenruhig formulierte Drohung ausspricht. Es wäre doch alles nur ein Spiel und nun gäbe es zwei Möglichkeiten ... ! Während der eine reagiert, wartet der andere einen Tick zu lange. Das Spiel eskaliert!
Doch auch für das vermeintliche Opfer entwickelt sich der Abend nicht unbedingt so, wie sie sich diesen nach ihrer glücklichen Rettung vorgestellt hatte ...!

Rückblick: Das Ergebnis der gerichtsmedizinischen Untersuchung des ersten Opfers ist eindeutig. Ganz offensichtlich handelt es sich um eine Prostituierte. Auf übelste Art und Weise zugerichtet! Eine Tätowierung weist sie als "Eigentum von JJ" aus, zudem hatte sie (nicht nur) eine Geschlechtskrankheit. Detective Sergant Duncan McGregor und sein Partner Matthew Peterson ermitteln zunächst im einschlägigen Milieu und den entsprechenden Etablissements. Als Vorteil erweist sich für die beiden Ermittler die Tatsache, dass sich Peterson in Londons Halbwelt ziemlich gut auszukennen scheint ...

Martin Semesch und Christoph Wittmann beleuchten ihre Story um den vermeintlich wieder auferstandenen Jack the Ripper von zwei Seiten. Zum Einen erleben wir die Ermittlungsarbeit von Scotland Yard und auf der anderen Seite die unmittelbare Sicht des Mörders. Die sehr simpel gestrickte Geschichte erfährt dadurch einen nicht unbeträchtlichen Spannungszuwachs.

Die ungewöhnliche Perspektive erlaubt uns zudem einen Blick in die bizzare Gedankenwelt des Täters. Wir sind ihm in bestimmten Situationen näher, als uns  lieb ist! Seine naiven Motive sind in seiner ganz eigenen Logik eine Rechtfertigung für seine Taten. Er ist im Recht. Was er tut, muss getan werden. Die Menschheit sollte ihm dafür danken ...

Insgesamt ist "Schwarz Weiß" vielleicht etwas zu einfach konstruiert und vor allem erzählt. Mehr als einen flott zu lesenden Krimi für zwischendurch scheint das Buch zunächst nicht herzugeben. Und mit London hat der "London-Krimi", außer den Bezügen zum "Ripper", nicht wirklich viel zu tun. Doch die absolut unerwartete Wendung am Ende des Romans, sowie der Kunstgriff, das Ende mit dem Anfang zu verknüpfen - es werden gar drei Textseiten wiederholt, um die Szene noch einmal zu verdeutlichen - ist absolut gelungen. Mal etwas anderes! Wer der Mörder wirklich ist, bleibt bis zum dramatischen Ende im Unklaren, obwohl er bereits auf Seite 19 auf frischer Tat ertappt wurde. Sehr originell und mehr als ein vielversprechendes Debut!

 

Thomas Lawall - Juni 2011

 

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