Literatur

Schrei mich bitte nicht so an!
Gesammelte Cartoons

von Miriam Wurster



208 Seiten
© Verlag Antje Kunstmann GmbH, München 2024
www.kunstmann.de
ISBN 978-3-95614-588-9



Das hat es so noch nie gegeben. Die Inhalte dieses Buches begeistern mich, Saskia Wagners Vorwort allerdings weniger. Mitnichten steht es fest, dass sich der Herr auf dem Titelcartoon im Ton vergriffen hat. Er befindet sich schlicht und einfach in Lebensgefahr! Die sprachlich durchaus gewählt formulierte Antwort der Dame, die nur seine Lebenspartnerin oder schlimmer noch, dessen Ehefrau, sein kann, steht für ein Alltagsdilemma, das wir alle kennen...

Insgesamt erinnern die einführenden Worte an eine ausufernde Interpretationsorgie, welche jenen, die man üblicherweise bei Eröffnungsreden von Kunstausstellungen ertragen muss, ähnelt. Fällt man von indirektuellen Ausführungen wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, begreift man Miriam Wursters Cartoon eben doch als eine "Beziehungsszene", was keinesfalls "deutlich zu kurz" greift, sondern vielmehr unzweifelhaft belegt, dass Mann und Frau einfach nicht zusammenpassen.

Als "Antithese zum Auf-die-Fresse-Humor" begreife ich Miriam Wursters Arbeiten ebenfalls nur eingeschränkt, denn sie teilt mitunter ordentlich aus, wenn es beispielsweise um eine "letzte E-Zigarette" geht, um das "Flüchtlingsthema" oder den "Welt-Glücksreport". Leserinnen und Leser dürfen und müssen sich auf eine massive Ironieresistenz berufen können.

Und wenn sie dazu in der Lage sind, werden sie in Vergnügen baden können, auch wenn einem das eine oder andere Mal selbiges im Halse stecken bleibt. Das sind dann jene Cartoons, die aus dem Rahmen der Erwartungshaltungen fallen. Nanu, da gibt es ja gar nichts zu lachen, was ist denn da los?

Tja Leute, wer sagt denn, dass Cartoons immer lustig sein müssen!? Der schon erwähnte "Welt-Glücksreport" legt hierfür Zeugnis ab, und die zahlreichen gesellschaftlichen Seitenhiebe, sowie jene in die Politik erst recht. Ob Söder oder Putin, hier kriegt jeder sein Fett weg. Der gute alte Joseph (in der "Herodes-Bar") ebenso wie eine Veganerin, die auch noch katholisch ist.

Die ungeheure Bandbreite ihrer Arbeiten weiß die Cartoonistin aber auch durch praktische Lebenshilfe zu ergänzen und zu vervollständigen. Sie teilt also nicht nur ordentlich aus, sondern weist auf Lösungsansätze hin, die vielleicht noch gar nicht vollständig in den Köpfen der Menschen angekommen sind. Jene gute Nachrichten aus dem Bereich der "Hirnforschung" zum Beispiel. Man darf wieder hoffen, denn die Ursache für "Stufenzählzwänge" ist gefunden!

Bleibt nur noch eine Art Fazit übrig, da sich so etwas immer gut macht. So wie der in besagtem Vorwort geäußerte Wunsch nach einem "Friedensnobelpreis für Miriam Wurster". Dem kann ich allerdings (ebenfalls) absolut nicht zustimmen, denn wer so respektlos mit Zahnärzten umgeht wie die mehrfach ausgezeichnete Cartoonistin, wird auf diese letzte Ehrung wohl (gerne) verzichten müssen.

Cartoons und Bildergeschichten für Freigeister, Harmonieteeverächter, Badehosenrutschkontrolleur/innen und Liebhaber/innen tödlicher Musikinstrumente.

 

Thomas Lawall - April 2024

 

 

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