Literatur

Schöner sterben in Bembeltown


von Leo Heller


252 Seiten
© 2019 - Gmeiner-Verlag GmbH
www.gmeiner-verlag.de
ISBN 978-3-8392-2489-2



Viel erwartet hatte der Rezensent nicht, zumal ihm einige Titel, die in und um Frankfurt herum angesiedelt sind, bestens bekannt und in Erinnerung geblieben sind. Qualitativ gab es gravierende Unterschiede - ganz unlustig waren sie allesamt immerhin nicht. Was sich Leo Heller in seinem Roman aber erlaubt hat, spottet jeder Beschreibung!

Das fängt schon mit den einleitenden Worten an, wenn der Autor klarstellt: "Weder die Personen noch die Ereignisse, die ich beschreibe, sind erfunden." Schon klar, schließlich kennt jeder Josef Beuys' Eichhörnchen, sowie jene magischen Kräfte, die dem mit Kojotenblut gezeichneten Tierchen innewohnen. 

Ebenso hinlänglich bekannt ist der Diebstahl des millionenschweren Exponats, sowie die Beauftragung des Frankfurter Detektivs Jürgen McBride, sowohl mit der Aufklärung des Verbrechens, als auch mit der Wiederbeschaffung jener wertvollen Zeichnung ...

Nun sollte man meinen, dass sich der Autor berufen fühlt, das weltbewegende Geschehen mit aller gebotenen Ernsthaftigkeit zu behandeln, was jedoch allein daran scheitert, als der Herr McBride ein real existierender Kunstbanause ist. Für ihn gibt es lediglich ein einziges Kunstwerk: Sein Auto.

Mit einem Opel GT Baujahr 1972 gleitet er "hauteng über die Asphaltdecke" des Frankfurter Bankenviertels, während er nicht müde wird, "die vollkommene Ästhetik dieses Jahrhundertwerks aus der Rüsselsheimer Fahrzeugschmiede" zu lobpreisen.

Viel zu ermitteln gibt es letztendlich nicht, weshalb sich Leo Heller voll und ganz auf die Schilderungen des aufregenden Lebens eines privaten Ermittlers konzentriert. Selbstverständlich passieren hier permanent ganz und gar nicht jugendfreie Dinge, weshalb sich der rücksichtsvolle Autor eines adäquaten Ersatzvokabulars bedient.

Weniger zimperlich ist er bei einer ganzen Reihe von Markennamen, egal ob es sich um Biersorten oder Putzmittel handelt. Das ist auch gut so, denn schließlich kann es im Ernstfall extrem nützlich sein, mit welchen doch recht unterschiedlichen Produkten und Marken bei der Entfernung von diversen Körperflüssigkeiten nach wilden Schießereien die besten Resultate erzielt werden können...

Für alle, die mit respektlos-komischer Brachialmetaphorik kein Problem haben. Ein herrlicher Kriminalroman, der (fast) nichts auf der Welt ernst nimmt, schon gar nicht das eigene Genre.

 

Thomas Lawall - Januar 2020

 

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