Literatur

Saukopf Natur


von Thomas Gsella


160 Seiten
© Verlag Antje Kunstmann 2016
www.kunstmann.de
ISBN 978-3-95614-125-6



Mit der Vergänglichkeit ist das so eine Sache. Nichts hat Bestand. Nichts ist von Dauer. Ein Glück nur, dass die Vergänglichkeit und das, was sie ausdrückt, ebenfalls vergänglich ist. Diese Frohbotschaft hat Thomas Gsella im wahren Leben allerdings noch nicht erreicht und deshalb hat er ihr, also der Vergänglichkeit, mindestens ein Gedicht gewidmet.

In "Der Mairegen" bringt er es auf den Punkt: Frisch Verliebte ahnen schon wieder künftige Einsamkeiten. Das Jammertal hat rund um die Uhr geöffnet. Alles vergeht. "Und im Juni ist der Mai - vorbei."

Macht aber nichts, denn der Frühling ist ja sowieso "'ne blöde Kuh". "Der Frühling" taugt ja bekanntlich zu wirklich gar nichts. Am Meer ist er noch zu kalt "und zum Rodeln zu warm". Birken schlagen Allergiker in die Flucht und der Bauer mit seiner Gülle den Rest der Menschheit. "Es ist nicht auszuhalten."

Thomas Gsella formuliert mit sehr spitzer Feder eine Breitseite (nach der anderen) in Richtung Natur, die ein "Saukopf" ist. Seine Gedichte erheben trotz unmissverständlichem Ausdruck einen gewissen Anspruch, nämlich jenen, keine Angeberlyrik zu sein. Man benötigt also kein Germanistikstudium, um den Sinn seiner Verse zu enträtseln.

Er ist nicht einverstanden mit dem, was üblicherweise den Stempel der Natürlichkeit trägt, der eine Art Freibrief für den allgegenwärtigen Terror gegen die Krone der Schöpfung zu sein scheint.

Zum Beispiel "Das Wetter". Tagein tagaus sind wir dessen Diktat ausgeliefert:

"Wer Stellen ohne Wetter sucht,
Der findet praktisch nix."

Gut so, dass endlich einmal jemand sagt, "was gesagt werden muss". Besonders den Deutschen, die, wie niemand auf der Welt sonst, in die Natur geradezu "vernarrt" sind. Dem gilt es jetzt endgültig und nachhaltig Einhalt zu gebieten.

"Alles Schlechte kommt von der Natur", kann es deshalb nur folgerichtig heißen. Unter anderem plagen uns Hunger, Durst, Naturgewalten, schreckliche Tiere und vor allem "das quälende Überangebot von Schnittblumen."

Wir sollten uns das nicht länger gefallen lassen. Schließlich stecken wir in einer existenzialistischen Zwickmühle. Am Rande des Abgrunds sozusagen. Wir wissen ja noch nicht einmal was schlimmer ist, "Die Dunkelheit" oder "Die Helligkeit".

Ein Fazit für "Saukopf Natur" gibt es nicht. Eher ein Ratespiel vielleicht. Wie heißt "das weltweit blödeste Tier?" Na? Keine Idee? Da kann der Rezensent helfen: Wer suchet, der findet!

 

Thomas Lawall - April 2017

 

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