Literatur

Sakramentisch!

von Hannsdieter Loy


208 Seiten
© Hermann-Josef Emons Verlag
www.emons-verlag.de
ISBN 978-3-89705-897-2



Dr. Werner Stuffer träumte immer davon, einen Kriminalroman zu schreiben. Jetzt scheint es soweit zu sein, denn ein guter Bekannter tritt mit ein paar interessanten Anregungen auf den Plan. "Hadi Yohl", selbst Autor von Kriminalromanen, hat eine Idee und jede Menge Stoff zu bieten. Der Rechtsanwalt könne diesen sogar selbst mitgestalten. Stuffer ist im Momant aber zu beschäftigt, zudem irgendwie noch nicht bereit: "I bin no net so weit, mein' Krimi ozumpacka."

Hadi Yohl gibt so schnell nicht auf und eröffnet ihm, dass es sich nicht um einen geschriebenen handeln würde. Mit sanfter Stimme (die wie "gepudertes Katzenfutter" klingt) wirbt er weiter für sein Vorhaben. Es sei ein "gelebter Krimi" und schließlich auch noch für einen guten Zweck. Sogleich erhält er in dieser Angelegenheit die volle Aufmerksamkeit, denn umgehend öffnen sich im Herzen des Anwalts "sämtliche Gutklappen zum Benefiz-Vorhof".

Hintergrund der edlen Gedanken ist Artur Josef, genannt "Huawa", der in seinem Leben nicht viel Glück hatte. Einst straffällig geworden, konnte er sich beruflich rehabilitieren, verlor aber unverschuldet seinen Job. Auch privat reihte sich eine Katastrophe an die andere. Es begann mit dem Selbstmord seiner Tochter Franziska, die nach dem Tod ihres geliebten Mannes keinen Sinn mehr in ihrem weiteren Leben sah. Dankwart verkraftete damals die siebte Heimniederlage der Münchner Bayern nicht und starb nach dem vierten Tor in der zweiten Halbzeit, als ihn der Schlag traf.

Doch damit nicht genug, denn seine Frau Bernadette und seine Enkelin wurden in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt. Während das "Everl" schwer verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert wurde, verstarb seine Frau noch am Unfallort an ihren schweren Verletzungen. Dumm nur, dass sie Zeit ihres Lebens als Schnäppchenjägerin unterwegs war und ihrem Mann somit nicht nur ein gut bestücktes Warenlager hinterlassen hat, sondern einen ebensolchen Berg aus Schulden.

Die Lage scheint aussichtslos zu sein. Bald schon steht der Gerichtsvollzieher vor der Tür und Artur gerät unter Zugzwang. Gut, dass Rechtsanwalt Dr. Stuffer und Hadi Yohl inzwischen eine nicht uninteressante Lösungsstrategie ausgearbeitet haben ...

Diese Art Kriminalroman ist mir bisher noch nicht untergekommen, jedenfalls nicht die oberbayrische Variante. Hadi Yohl - Verzeihung - Hannsdieter Loy zeichnet seine Figuren einerseits mit sehr viel Liebe und Feinsinnigkeit, weiß aber die jeweiligen Lebensumstände im Gegensatz dazu mit sehr spitzer Feder darzustellen und auszuschmücken. Es bleibt einem das Lachen im Halse stecken - an der einen oder anderen Textstelle muss man sich deshalb entscheiden, ob man nun lachen oder weinen sollte.

Deshalb wohl auch die immer wieder eingestreuten Warnungen an den Leser persönlich, sich die weitere Lektüre des Buches gut zu überlegen. Schließlich gäbe es auf dem Buchmarkt genug vernünftige Alternativen, und man könnte sich viel Aufregung ersparen, indem man das Buch weglegt oder im Laden einfach umtauscht.

Das nenne ich mal eine klare Ansage. Fehlt nur noch der Hinweis auf mögliche Risiken und Nebenwirkungen. Denn die gibt es reichlich, auch wenn sie sich in aller Regel als Lachanfälle entpuppen. Zumindest in meinem Fall genügt oft ein einziger Satz oder gar ein simples zusammengesetztes Substantiv, um den Lesedrang kurzzeitig ins Schlingern geraten zu lassen. Immer wenn es ernst zu werden scheint, kommt ein Brüller, wie z.B. die "Soko Dirndlüberfall". Herrlich auch der (nicht aufgeklärte) Sachverhalt, ob es nun "Lodenjoppe", Lodenstrickjoppe oder Stricklodenjoppe heißt.

Mein Fazit: Ein solides Stück Oberbayern, verpackt in einem kriminalistischen Kammerspiel, mit sehr viel schrägem Humor. Pflichtkrimi für alle, die "trotzdem" lachen.

 

Thomas Lawall - März 2013

 

 

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