Qualityland 2.0
von Marc-Uwe Kling
428 Seiten © 2020 by Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin www.ullstein-buchverlage.de ISBN 978-3-550-20102-8
Warum hat das Buch kein Bändchen? Jetzt ist der Autor so begabt, und kriegt nicht mal ein Bändchen. Mit 2.0 drauf oder so ähnlich. Das ist echt ärgerlich. Ebenso ärgerlich ist, dass der Rezensent den vorausgegangenen Band völlig verschlafen hat. ¹
Wie gesagt, kein Bändchen, aber so etwas wie Fußnoten dann schon. Das waren früher, insbesondere im Sachbuchbereich, immer jene Textergänzungen, die man getrost überlesen konnte. Nicht aber in "Qualityland 2.0". Herr Kling kommentiert und präzisiert sich in jenen putzigen Zeilchen selbst und setzt dem Ganzen dann noch die Krone auf. Donnerwetter! Man möchte ein Bändchen einlegen, um den einen oder anderen Knaller alsbald noch einmal nachschlagen zu können.
Ja gut, das Wichtigste wäre somit abgehandelt, den Laberzirkus dürstet aber nach mehr. Nach einem vorgezogenen Fazit vielleicht, was in diesem Fall recht einfach ist, denn wer diese ebenso topaktuelle wie abgefahrene Technik-Sause, einen algorithmischen Overkill, verpasst, ist selbst schuld! ² Dachte ich jedenfalls. Zunächst.
Marc-Uwe Kling als großen Visionär zu bezeichnen käme einer entzückenden Verniedlichung gleich, denn selbst Jules Verne oder Orwells' Schorsch würden vor Neid erblassen ob seiner zukunftsweisenden Vorwegnahmen technischer Möglich-, ja Notwendigkeiten, jener Mätopie, deren Umsetzung bereits in Sichtweite am Horizont herumlungert. Was, wenn Maschinen mit angeflanschter KI plötzlich ein Bewusstsein und die damit bestens bekannte Problemvielfalt entwickeln? ³
Genau. Maschinentherapeuten werden gebraucht. Nicht nur "Peter Arbeitsloser", einer der großen Helden der Story, sondern weitaus mehr. Sobald die gesamte Menschheit irgendwann geheilt ist, könnte das entsprechende, nun arbeitslose, Personal sicher problemlos umgeschult werden. Doch der Weg dahin ist weit, weil das Netz eben nicht der "Samen des Schwachsinns" ist, da es noch immer gilt : "Dumm klickt gut."
Im wahnwitzigen Hürdenlauf gnadenloser Überwachungsszenarien folgen eine ganze Reihe weiterer Stellen, an welchen man gerne ein Bändchen eingelegt hätte. Worum es eigentlich geht? Eine derart profane Fragestellung wäre in indirektuellen Werken wie diesem völlig deplatziert. Sinn und Zweck ergibt sich allein an der kreativen, wenn auch mitunter schrägen Aneinanderreihung des zur Verfügung stehenden Buchstabenmaterials. Auch hier ist also der Weg das Ziel. Und die Suche nach "Kiki Unbekannt" natürlich.
Erstmals taucht sie im Rückblick auf die wichtigsten Personen des ersten Bandes auf. Dann auf Seite 18, im Rahmen der Entführung des "Fetten Franks" (der gar nicht fett ist). Weil ...
Sie werden nicht glauben, was passiert, wenn sie weiterlesen.
Und wenn man es nicht tut, ist das auch nicht schlimm. Denn spätestens nach hälftiger Lektüre beginnen wirre Story und Gags am laufenden Band heftigst zu nerven. Aber man kann ja weiterlesen. Irgendwann.
Schon deshalb wäre ein Bändchen echt praktisch gewesen.
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