Literatur

Pink Clover Club
Ein Mecklenburg-Krimi


von Richard R. Roesch


224 Seiten
© Sutton Verlag, 2013
www.suttonverlag.de
ISBN 978-3-95400-160-6



Ein Kaffee am frühen Morgen ist Pawel durchaus wichtig. Doch die Art der Zubereitung spielt keine Rolle. Es darf auch gerne mal ein aufgewärmter aus der Kanne sein, und wenn dieser in der einzigen Tasse, die er besitzt, noch einem Rest kalten Kaffee begegnet, spielt das auch keine Rolle. An diesem Morgen könnte er wirklich einen klaren Kopf gebrauchen. Wie war das in jener Bar am Abend zuvor? Kaum zu glauben, dass er die Erinnerung daran verloren hat. Privatdetektiv Pawel Höchst hat einen höchst seltenen Blackout. An einige "Pink Sowieso" kann er sich noch erinnern und an den anschließenden Umstieg auf Bier. Und da war noch jener Typ, der ihm allerhand erzählt hatte. Es muss etwas von Bedeutung gewesen sein ...

Luise Temmen, geschieden, und ehemals mit dem Schweriner "Freiherrn von Zippendorf und zu Mueß" verheiratet, wurde ermordet. Der Täter legte offenbar falsche Spuren, denn sowohl ein Selbstmord als auch die Hinweise auf einen Raubmord wirken nicht überzeugend. In Schwerin wohnend, besuchte die Dame aus bester und einflussreichster Gesellschaft regelmäßig ein Luxushotel in Rostock. Zu welchem Zweck, ist nicht bekannt. Die Spurenlage ist mehr als dürftig. In ihrer Todesnacht bestellte sie vier Cocktails. Sind die "Pink Clover Club" aus einer Laune heraus bestellt worden, oder bilden diese einen Hinweis oder eine zentrale Spur?

Kriminalhauptkommissar Kurt Elliot kommt in der eigens eingerichteten Sonderkommission zur Aufklärung des Mordes an der prominenten Schwerinerin nicht weiter. Er enagiert Pawel Höchst, da er jemanden für die "Drecksarbeit" benötigt. Zudem genießt der Privatdetektiv nach der Mithilfe bei der Ergreifung eines bundesweit gesuchten Frauenmörders einen ausgezeichneten Ruf bei den zuständigen Behörden. Elliots Konditionen sind allerdings knallhart. Ein festes Gehalt wird ihm zugesichert sowie eine Geldstrafe in Höhe von 100.000 Euro, falls er mit seinem Wissen an die Öffentlichkeit gehen würde. Zudem verfolgt der ehrenwerte Kriminalhauptkommissar noch eine private Aufstockung seiner Karriere in Richtung LKA ...

Aber selbst der beste private Ermittler stößt mitunter an seine Grenzen. Inbesondere wenn es in diesem ganz speziellen Fall nur noch mit "femininem Denken" weiterzugehen möglich erscheint. Dieses fehlt Pawel Höchst vollständig, doch wozu gibt es gute Freunde? Polizeianwärter Kevin Hilbig, auf der Polizeischule gerade die theoretische Prüfung bestanden, muss also auf den Plan. Dieser feiert aber gerade ausgiebig seinen Erfolg mit seinem Lebensgefährten Björn und ist zunächst nicht zu erreichen ...

Die durchaus unterschiedlichsten Charaktere führt Richard R. Roesch zu einem erstaunlich homogenen Gesamtbild zusammen. Die ungewöhnliche Konstellation wird sehr gut vorbereitet und ist deshalb für den Leser im weiteren Verlauf der Geschichte mehr als überzeugend. Der hintergründige Humor des Autors wirkt wie das sprichwörtliche Ass im Ärmel und bereichert die Geschichte in Passagen, wo man diesen oft nicht erwartet.

Auffallend ist die ebenso lebendige wie plastische Schilderung von Örtlichkeiten und Schauplätzen, sowie die durchaus sensiblen Beschreibungen privater Befindlichkeiten der Hauptpersonen. Kühle Sachlichkeit bewahrt der Autor, das Verbrechen betreffend, doch unübersehbar bleibt eine einfach nette, fast liebenswerte Art zu erzählen! Auch auf eine ungewöhnliche Aufklärung des Falles und ein ebensolches Ende dürfen sich Leserinnen und Leser freuen. Zudem versprechen mehrere angedeutete Handlungsstränge eine Fortsetzung. "Pink Clover Club" ist somit mehr als ein Regional-Krimi mit unkonventionell-sympathischen Hauptdarstellern.

 

Thomas Lawall - September 2013

 

 

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