Literatur

Pfaffensud

von Andreas Schröfl


316 Seiten
© 2021 Gmeiner-Verlag GmbH
www.gmeiner-verlag.de
ISBN 978-3-8392-2851-7



Klar, dass sich die Maische im Läuterbottich nach dem Abmaischen etwas ausruhen muss. Ebenso selbstverständlich, dass es nun der Trübwürze an den Kragen geht. Schließlich muss in der ersten Phase des Abläuterns die Vorderwürze in kontrollierter Geschwindigkeit von den Trebern ablaufen. Dumm nur, wenn man bei derart weltbewegenden Tätigkeiten gestört wird.

So ergeht es keinem Geringeren als dem Alfred Sanktjohanser, auch "Sanktus" gerufen, seines Zeichens Bierbrauer und Hobbydetektiv. In Erwartung des Briefträgers, der zweifellos wieder einen Berg Rechnungen abliefern würde, gibt er dem Klopfen an der Eingangstür zu seinem Reich nach, und sieht sich mit "zwei Hochwürden" konfrontiert.

Pfarrer Remigius Hintermeier und Kollege Pater Joseph Mbewu aus Südafrika haben offenbar ein dringliches Anliegen, wobei den guten Sanktus nicht nur der offensichtliche Ernst der Lage verwirrt, sondern auch die Tatsache, dass er den einen Geistlichen nicht zu kennen scheint und den anderen schon gar nicht.

Was jetzt folgt, ist die ganz und gar nicht unlustige Aufklärung der Situation, die sich durch allerhand sprachliche Hürden nicht unbedingt einfach gestaltet. Brauer/innen sprechen eine eigene Sprache, Bewohner des Freistaats Bayern ebenfalls. Das relevante Vokabular aus der Wissenschaft des Brauens kann sicher übersetzt werden, der eine oder andere Begriff des schier unergründlichen bayrischen Sprachschatzes dann eher weniger. Denn wie sollte man "Alte Wirtshaushupe" einem Geistlichen aus einem anderen Kontinent erklären und übersetzen? Doch nicht etwa so, wie es der Hintermeier mit "old tavern horn" versucht?

Andreas Schröfl charakterisiert seine nicht wenigen Protagonisten (es gibt ein Personenverzeichnis) durch Sprache. Da er es offenbar gerne verkompliziert, bereichern Damen und Herren aus Sachsen, Schwaben und Franken, sowie eine Handvoll Nebendarsteller aus anderen Kulturkreisen, mit ihren fein herausgearbeiteten sprachlichen Eigenheiten das allgemeine Chaos ungemein. Um so witziger, wenn der Sanktus die beste Freundin seiner Liebsten Kathi, Birthe Dombrowski aus Dresden, ganz und gar nicht ausstehen kann ...

Ja klar, es gibt auch einen Fall und den in einem Kriminalroman erwarteten Personenkreis, der die Geschichte nicht überleben wird. Langweilig, dies weiter auszuführen. Psalmenschmierereien an Kirchenwänden und Morde an höheren Würdenträgern sind nicht alles. Der Weg ist das Ziel, und jener ist ganz und gar nicht langweilig. Dafür sorgen gemeinschaftlich ein seltsamer verkürzter Ausdruck und im Gegensatz dazu eine herbe Vollbedienung auf sprachlicher Ebene. Fast "wie'n Bönnaut", nur lustiger!

 

Thomas Lawall - Juni 2021

 

 

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