Outland - Der geheime Planet
von Dennis E. Taylor
464 Seiten © 2019 by Dennis E. Taylor © 2020 der deutschsprachigen Ausgabe und der Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München www.diezukunft.de ISBN 978-3-453-31933-2
Wie kann einem so etwas nur gefallen? Diese Frage stellt sich der Rezensent durchaus auch selbst. Da hat man sich nun kreuz und quer durch sämtliche verfügbaren Bücherregale gelesen und mitunter gequält, war oft ebenso entsetzt wie begeistert, und glaubt inzwischen, "gut" und "schlecht", intensiv und oberflächlich unterscheiden zu können, doch ausgerechnet ein Science-Fiction-Roman kann dann wieder (fast) restlos begeistern.
Gründe dafür gibt es auf den ersten Blick eher weniger, denn was Dennis E. Taylor hier, im wahrsten Sinne des Wortes, zusammengeschraubt hat, ist ebenso lächerlich wie an den Haaren herbeigezogen.
Nun sind tektonische Verschiebungen, massive Erdbeben und Vulkanausbrüche nichts Neues, doch wenn sich Ereignisse dieser Art häufen und zeitgleich auftreten, dann eher schon. Selbstverständlich muss der Autor von "Ich bin viele" übertreiben und gleich die ganze Menschheit in Gefahr sehen, wenn da nicht prompt eine Lösung zur Hand wäre.
Studenten entwickeln eine Versuchsreihe, in welcher sich ein "Portal" in eine andere Welt öffnen lässt. Die dazu notwendige "Hardware" wird nicht genauer beschrieben und scheint sowieso nicht allzu kompliziert zu sein. Das ist prima, denn umgehend lassen sich größere "Interdimensionale Tore" basteln und mühelos mit dem "Portal-Generator" verbinden.
Das funktioniert tadellos und sofort ist man bereit, auf der anderen Seite einen kurzen Spaziergang zu unternehmen. Nachdem man Bekanntschaft mit einigen wilden Tieren gemacht hat, wird im Handumdrehen eine größere Expedition gestartet, da die verschworene Gemeinde u. a. Goldadern plündern möchte, die auf der "zweiten Erde" noch nicht entdeckt worden sind. Von wem auch, denn Menschen scheint es dort nicht zu geben ...
Das ist alles ein großer Schmarren, aber erstaunlicherweise dennoch spannend zu lesen. Es ist einfach der Gegenentwurf zur ausgeklügelten Romanvorlage. Man beschäftigt sich mit allerlei fertigen Zutaten, ohne sich ständig die Mühe machen zu müssen, diese zu hinterfragen. Lässt man also unzählige Fragen, die zu den Themen "Portal-Generierung", "Wahrscheinlichkeitsräume", "Weltenlinien" oder der "Viele-Welten-Theorie" zu stellen wären, weg, kann man sich tatsächlich auf ein halbwegs spannendes Abenteuer einlassen. Schließlich muss ja die Menschheit irgendwie überleben.
Merkwürdig, dass man den Leseabend sogar kaum noch erwarten kann. Outland muss so eine Art Blockbuster des Genres sein. Hanebüchen und doch irgendwie unterhaltsam. Sobald man das Hirn aber wieder einschaltet, folgt umgehend die Ernüchterung. Wie einem so etwas nur gefallen kann? Das wissen eben nur SF-Fans.
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