Nach dem Regen
von Thomas Lawall
111 Seiten 2. Auflage HolzheimerVerlag, Hamburg www.holzheimerverlag.de ISBN: 978-3-938297-42-1
Weil es in jedem Leben Regentage gibt…
"Gedanken prasseln/ auf die Straße/ Jeder Tropfen ein Wort“. Mit "Nach dem Regen" kam einer und sammelte sie für uns auf: Thomas Lawall.
Lawall ist sich bewusst: er hat nur ein Leben. Ein Leben, das am "seidenen Faden des Zufalls“ hängt. Ein Leben, das so plötzlich vorbei sein kann, wie es begonnen hat…
Die Tatsache, dass ein Ende kommen wird, verfolgt Lawall schon lange und hat ihn nicht nur dazu gebracht, sie in Gedichten zu verarbeiten, sondern nun auch, diese Gedichte zu veröffentlichen. Ihm ist klar, dass er seine Gedanken jetzt denken, jetzt in Worte fassen und jetzt weitergeben muss – bevor es irgendwann zu spät ist. "Wenn ich tot bin/ dann fallen/ meine Gedanken/ ins Meer“.
Und Gedanken in Worte gefasst, die es wert sind, weiter gegeben zu werden, hat er viele. Seit über 25 Jahren schreibt Lawall Gedichte und veröffentlicht in seinem ersten Buch nun eine Auswahl, die einem Querschnitt durch sein Leben gleicht. Ein Leben mit vielen Tiefpunkten, als sei das Glück immer nur "auf der Durchreise“ gewesen. Verlust und Angst, Zeit und Abschied. Lawall verschweigt nichts. Er stellt sich seinen Gedanken, tritt in einen Dialog mit sich selbst und lässt uns daran teilhaben. Seine Gedichte sind darum keine für zwischendurch. "Nach dem Regen“ ist ein Buch, das Zeit braucht: zum Lesen und zum Denken – und das diese Zeit verdient. Schwere Inhalte fängt Lawall in klaren Worten auf. Mit kurzen Versen bringt er Gedanken auf den Punkt. Worte transportieren den Inhalt und werden nicht als Schnörkel um ihn herum gesetzt. Das ist gut, denn der Inhalt wiegt oft selbst genug. Und wenn es die richtigen Worte bisher noch nicht gab, dann werden sie hier gefunden. So gelingt es Lawall für jedes Gedicht die passenden Bilder zu malen, damit die "Vögel [s]einer Worte“ in die Welt fliegen können.
Doch neben seinen Ängsten und den Tiefpunkten in seinem Leben schafft es Lawall auch die andere Seite nicht zu vergessen. Denn es gibt auch Trost: in der Natur, bei den Kindern und in der Liebe, bei seinem Sturmwind. Und auch dafür findet er Worte. Es wird deutlich, dass es immer auch ein "Nach dem Regen“ gab. Und so bleibt es beim Lesen nicht beim Mittragen von Lawalls Lasten. "Nach Stunden im Flug/ die Last abgeworfen/ bin ich so glücklich/ dass sie Flügel hat// meine Seele“. So befreiend, wie das Schreiben auf den Autor gewirkt haben wird, so befreiend wirkt letztendlich auch das Lesen.
Selbstkritisch schreibt Lawall: "Jahrzehnte gingen vorbei/ doch kenne ich von mir/ nicht mehr als meinen Namen/ […]/ Wenn eines Tages/ mein Blick/ mir nicht mehr ausweicht/ dann wird// ein Wunder geschehen.“ Ich denke, dass er seinen Blick längst in die richtige Richtung gelenkt hat. Und wenn es vielleicht etwas hoch gegriffen wäre, "Nach dem Regen“ als Wunder zu bezeichnen, so ist dieses Buch doch in der Lage, in uns ein kleines Wundern auszulösen.
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