Literatur

MILCHGELD - Kluftingers großer Fall

von Volker Klüpfel / Michael Kobr

kommissar-kluftinger.de

310 Seiten
Genehmigte Lizenzausgabe für Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Augsburg
www.weltbild.de
© 2006 Piper Verlag GmbH, München
Erstausgabe Maximilian-Dietrich Verlag, Memmingen
www.piper.de
ISBN: 3-8289-8722-2


Milchgeld bekommen die Bauern, wenn sie ihre Milch an das Milchwerk verkaufen. Doch das Geschäft lohnt sich nicht mehr. Einige Bauern bringen die Milch sogar selbst, um die Abholkosten zu sparen. Das Geschäft ist hart und die großen Molkerei-Ketten diktieren den Preis. Kleine und mittelständige Betriebe kämpfen ums Überleben. Neue und kostensparende Verfahren müssen entwickelt werden, um mithalten zu können. Der Lebensmittel-Chemiker Philip Wachter hat eine ebenso revolutionäre wie nicht ganz legale Methode entwickelt, um den Reifeprozess von Käse nicht unwesentlich zu beschleunigen. Verschiedene Umstände führen dann aber zu seinem gewaltsamen Ableben. Im Allgäu tobt der Bär ...

Milchgeld hat auch der liebenswert kauzige Kommissar Kluftinger bekommen. Und zwar von seiner Mutter. Damals, als er noch zur Schule ging ... ! Die Story schildert Schiebereien um Milchgewinnung und Käseherstellung und kommt dabei recht bodenständig daher. Die Spannungskurve gestaltet sich zu Beginn etwas zäh und kommt nur langsam in Fahrt. Ein großer Personenkreis kommt für zwei Morde nicht in Frage, dennoch weiß die Auflösung zu überraschen. Doch Milchgeld ist mehr als dieser Fall. Fast bin ich geneigt, diesen als Nebensache abzuhandeln.

Viel interessanter ist das ganze "Drumherum" bzw. die Charakterisierungen der Hauptperson Kluftinger und der vielen kleinen Geschichten, die sich so ganz nebenbei abspielen. Allzu menschlich Alltägliches verstehen die Autoren sehr detailverliebt zu beschreiben. Im Hause Kluftinger hat man z.B. recht unterschiedliche Auffassungen, was ein gemeinsamens Urlaubsziel betrifft. Doch wer kennt das nicht? Die einen wollen unbedingt in den sonnigen Süden und noch viel weiter, die anderen fahren lieber zum Vilsalpsee ...!

Und wenn gar nichts mehr geht, dann fährt die Frau halt alleine oder mit Gleichgesinnten. Genau dies passiert dem guten Kommissar, was zwar eine Menge Vorteile aber auch handfeste Nachteile mit sich bringt. Denn wie jeder verwöhnte Mann hat auch er mit dem Kochen Probleme, selbst wenn die Mahlzeit vorgekocht ist. Eigentlich ist es keine Kunst, die geliebten Kässpatzen im Backofen zu erhitzen, was zunächst auch gelingt. Doch am Ende macht Kluftinger eine  außergewöhnliche Erfahrung, als er die Schüssel wieder herausnehmen will. Für den Bruchteil einer Sekunde verlässt er seinen Körper und beobachtet sich selbst dabei, wie ihm in Zeitlupe die 250 Grad heiße Schüssel mit Kässpatzen wieder aus den versengten Händen gleitet ...

"Du Dreckschüssel, saublöde, Zefix!"

Die Gattin mag es beim Essen "international, weltoffen und genießerisch", für ihren Mann sind aber Aceto Balsamico, Ruccola und Latte Macchiato Modetrends, Parmesan "alter Bröckelkäse" und Grissini "einfach nur trockene, völlig geschmacklose Brotstangen". Er mag es lieber deftig. Hausmannskost statt Paella.

Göttlich, wenn sich Kluftinger an einem Tatort den nassen Fuß abtrocknet, die Socke auf den Tisch legt und sich damit den Unmut der Spurensicherung einhandelt. Vom Dauerproblem mit der großen Trommel oder der herrlich schrägen Verfolgungsjagd auf dem Friedhof will ich erst gar nicht anfangen ...

"Kreuzkruzifix!"

Fazit: Mord und Totschlag im Allgäu. Entzaubertes Paradies. Mörderisches Lesevergnügen dank Kluftinger!

 

Kommissar Kluftinger

 

Thomas Lawall - Januar 2007

 

 

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