Literatur

Manche Hunde fliegen
Gedichte und Bilder


von Gabriele Kromer


78 Seiten
© 2017 Strube Verlag, München
www.strube.de
ISBN 978-3-89912-202-2



Manche Hunde fliegen also. Wirklich? Kann ja sein, wobei es sicherlich auf den Standpunkt des sich Fragenden ankommt. Und wer die weise Erkenntnis ernst nimmt, nicht alles wörtlich nehmen zu müssen, um nicht auf falsche Fährten gelockt zu werden, ist gut beraten.

Mit Hunden verbindet man allerlei und meist das seltene Gut der bedingungslosen Freundschaft. Eine Projektion vielleicht, die sich aus einer gewissen Not heraus ergibt, welche jedoch im günstigsten Fall Flügel verleihen kann.

Solche Freundschaften entziehen sich weiteren Definitionsversuchen. Statt dessen nimmt man sich an die Hand und erlebt gemeinsam Erstaunliches, was nicht zwangsweise immer in der obligatorischen Parkanlage geschehen muss. In Traumwelten kann man sich weitaus besser begegnen und verwirklichen.

Abenteuerliche Thesen sollten aber, wie auch immer, bewiesen werden. Und genau das tut Gabriele Kromer in "Manche Hunde fliegen" und zwar Seite für Seite und Bild für Bild. Die Gegenüberstellung von Wort und Grafik steht jedoch nicht in einem vordergründigen Zusammenhang. Texte und bildliche Darstellungen stehen jeweils für sich selbst und funktionieren völlig autonom. Das gibt der Phantasie einen kräftigen Tritt in den Allerwertesten, und sie fliegt so weit, wie sie es sich bisher gar nicht vorstellen konnte.

Die "Beweisführung" der Autorin und Künstlerin ist somit ganz und gar nicht alltäglich ... auch nicht, wenn sich das erste Gedicht "Tagtäglich" nennt. Wie es anderen geht, weiß der Rezensent nicht, was ihn nicht daran hindert, bereits bei jenem Gedicht regelrecht hängenzubleiben, um es, fast zwanghaft, immer und immer wieder zu lesen.

"Tagtäglich" trifft die Strukturen des Alltags, egal wie man auch immer sein Tagwerk definiert, im übertragenen Sinne sehr genau. Stets gilt es, die Fassung zu bewahren, zu funktionieren, die Dinge voranzubringen, im Ausnahmefall vielleicht etwas zu wagen, jedoch auch dann keinesfalls die "Balance" zu verlieren.

In einer unverbindlichen Korrespondenz dazu befindet sich das erste Bild, welches in der schon erwähnten Eigenständigkeit durchaus Rätsel aufgeben könnte. Und doch bedarf das Werk einer näheren, den Zauber womöglich zerstörenden, Erklärung nicht. Die Tiefe der fast dreidimensional wirkenden Darstellung erklärt sich von selbst. Wie von Zauberhand und genau so, wie es der Betrachter möchte. Es ist eines von vielen Bildern, die Antworten geben, bevor man sie stellen kann.

Traurigkeit und Lebensängste werden skizziert und übermalt. Das funktioniert nicht zuletzt deswegen, weil man ihnen damit den Raum zur weiteren Entfaltung verwehrt, ihnen den Schrecken einfach wegnimmt, sie aber nicht zerstört, denn immerhin gehören sie ja dazu, wie der Wind zum Sturm.

Dieses Buch aus Gedichten und Bildern beleuchtet mit wenigen Worten und Strichen das vielbeschworene Wesentliche. Es zeigt, wie die Phantasie und das Lachen Berge aus Kummer verjagen kann. Es muss ja nicht bei jedem funktionieren. Ein Blick in den Spiegel und ein Lacher über sich selbst genügt völlig. Ein Vers wie "Bitterkeit stark überzuckert" kann Lebenshilfe sein, auch wenn es sich nur um die Zubereitung eines Kaffees handelt.

Leicht gesagt. Was ist beispielsweise zu tun, wenn das Schweigen mal wieder überhand nimmt? Ganz einfach. Für diesen Fall schlägt Gabriele Kromer das Teilen einer "Buchstabensuppe" vor. Nein, nein, nicht auf Facebook, sondern zu Hause in trauter Zweisamkeit. Zur Not wird die Unterhaltung "gelöffelt". Und wenn gar nichts mehr geht, setzt man einfach eine Taucherbrille auf und feiert mit den Füchsen "Partys in U-Booten". Das hilft garantiert!

Bücher wie diese gibt es nicht mehr viele und man fragt sich sogar, ob es sie jemals gegeben hat. Unzweifelhaft ist jedoch, dass der vermeintlich bescheidene Umfang des Werkes nur ein vorgetäuschter ist. Knapp 80 Seiten sind nicht alles. Man kann es versuchen, so oft man will. Es funktioniert immer wieder: Klappt man das Buch zu, klingen die Worte nach und die Bilder dehnen sich aus. In alle Richtungen. Wirklich wahr.

Und das auch: Eben läuft die Nachbarin, die mit dem Dutt auf dem Kopf, mit ihrem zotteligen Hündchen am Fenster vorbei. Nicht wissend, dass sie jetzt diese Rezension beenden wird. Lange sehe ich ihr nach. Mit völlig anderen Augen. Für immer. Ob die beiden wohl zum "Flugplatz" laufen ...?

 

Thomas Lawall - Februar 2018

 

 

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