Literatur

Lost Island

von Douglas Preston & Lincoln Child


416 Seiten
© 2015 für die deutschsprachige Ausgabe
bei Knaur Taschenbuch
www.knaur.de
ISBN 978-3-426-51497-9



Die Stimmung im Konferenzzimmer der Effective Engineering Solutions (EES) ist eisig. Der Chef der "Troubleshooter-Firma" zeigt sich mehr als ungehalten. Die neueste Operation sieht er als gescheitert an, was den diesbezüglichen "Kunden" der Firma in große Schwierigkeiten bringen würde. Sein bester Agent, Gideon Crew, habe versagt, der Auftrag, im Zusammenhang mit dem "Book of Kells", sei wohl zu anspruchsvoll gewesen. Geplant war, eine bestimmte Seite der alten irischen Handschrift zu stehlen, was durch die amateurhafte Ausführung Crews nunmehr in weite Ferne gerückt sei.
 
Die Leihgabe der irischen Regierung gilt als Irlands größter nationaler Schatz und war in der New Yorker Morgan Library unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen ausgestellt worden. Der misslungene Diebstahl habe nunmehr die zuständigen Behörden dazu veranlasst, die Ausstellung nicht nur zu beenden, sondern die Handschrift, in einem gecharterten Jet, gesichert durch ein undurchdringliches Sicherheitssystem, sofort nach Irland zurückzubringen.

Gideon Crew verfolgt die Ausführungen seines Chefs völlig unbeeindruckt. Zudem gestaltet sich die von ihm erwartete Stellungnahme anders als erwartet. Jedoch spricht er zunächst in Rätseln. Einen Plan B habe er nicht. Allerdings nur aus dem Grund, da Plan A immer noch im Gange sei! Niemand kann diesen Ausführungen folgen. Erst recht nicht, als Crew andeutet, sich bald im Besitz der besagten Seite zu wissen, obwohl er im Moment nicht genau sagen könne, wo sie sich befindet. Dagegen behauptet er ziemlich genau zu wissen, "wo sie sich Mitte der Woche befinden wird".

Bereits die Vorgeschichte gestalten Douglas Preston und Lincoln Child sehr spannend. Doch was im Hauptteil folgt, ist mehr als eine Steigerung dessen. Das angedeutete Abenteuer kommt jetzt erst richtig in Fahrt und jedes Mal, wenn man die Spannung auf dem Höhepunkt wähnt, legen die Autoren noch einmal kräftig nach.

Dennoch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, es hier mit einem Schnellschuss zu tun zu haben. Zu bekannt sind die Erzählstrukturen - alles wirkt wie Routine. Verstärkt wird der Eindruck durch den mitunter naiv wirkenden Satzbau, Wiederholungen und holprigen Ausdruck, was vielleicht auch an der Übersetzung liegen mag.

Das Finale ist ein aufgeblasenes Action-Szenario, welches die üblichen Hollywood-Regisseure und die entsprechenden Superhelden sicher gemäß den üblichen Zuschauererwartungen umsetzen könnten. Dementsprechend verliert die Story am Ende immer mehr an Glaubwürdigkeit, insbesondere was die Verflechtungen mit den Irrfahrten des Odysseus betrifft.

So brechen dann in jenem Chaos auch die Erwartungen des Lesers in sich zusammen, da sich das Ende ebenso hanebüchen wie viel zu übereilt gestaltet. Fast wie eine schnell zusammengeschriebene Notlösung. Der Spannungsaufbau und die Grundidee der Story halten in diesem Fall nicht, was sie versprechen.

 

Thomas Lawall - Juni 2015

 

 

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