Literatur

Lost
In der Wildnis hört dich niemand


von Mindy McGinnis


224 Seiten
Copyright für die deutsche Übersetzung
© 2022 by Rowohlt Verlag Gmbh, Hamburg
www.rowohlt.de
ISBN 978-3-499-00595-4



Ashley Hawkins hat es böse getroffen. Mit Freunden wollte sie "eine Party irgendwo in den Smokey Mountains" feiern. Von Anfang an war ihr nicht wohl dabei. Zwar würden sie niemanden stören und umgekehrt, andererseits ist sie davon überzeugt, dass "sowohl beim Wandern als auch beim Trinken gesunder Menschenverstand" vonnöten ist. Eine Eigenschaft also, die nicht sonderlich weit verbreitet ist, wie sie meint.

Recht sollte sie haben, leider vor allem, was sie selbst betrifft. In der stark alkoholisierten Gruppe kommt es wegen heftiger Eifersüchteleien zu handfesten Auseinandersetzungen, in deren Verlauf sich Ashley ebenso spontan wie kopflos von dem Zeltlager entfernt. Sehr weit entfernt, ohne Schuhe und entsprechende Kleidung. Zunächst sind das aber die kleinsten Probleme ...

Die eigentlich mit allen Wassern Gewaschene bugsiert sich, trotz aller Kenntnisse und Erfahrungen im Überlebenstraining in der Wildnis, fast zwangsläufig von einer Katastrophe in die andere. Sich derart zu verlaufen wirkt angesichts ihrer sich so nach und nach öffnenden Lebensgeschichte allerdings etwas konstruiert und nicht sehr glaubwürdig.

Aber so ist nun mal die Story und man kann keinesfalls behaupten, dass diese unspannend sei. In der Hauptsache liegt das an Mindy McGinnis' Fähigkeit, die von Menschen weitgehend verschonte Gegend in all ihrer Schönheit aber auch Grausamkeit recht bildgewaltig darzustellen.

"Wenn man sich da draußen in den Wäldern lange genug ruhig verhält, dann hört man, wie etwas stirbt."

Völlig auf sich allein gestellt, kommen ihr die erlernten Überlebensstrategien letztlich aber wieder zugute, denn immer wenn man meint, es könne nicht schlimmer werden, insbesondere in Zusammenhang mit einer Verletzung, geschieht es eben doch. Glücklicherweise ist Ashley sehr hart im Nehmen, doch auf das, was und wie es kommen sollte, war auch sie nicht im Mindesten vorbereitet.

"Ich dachte, ich wüsste, was Schmerz ist... ich hatte keinen blassen Schimmer."

Leserinnen und Leser mit Sicherheit auch nicht, zumal der Rowohlt Verlag "Lost" im Rahmen seiner Jugendbuchabteilung veröffentlicht hat. Der "Coming-of-Age-Roman" dürfte einer der härteren seines Genres sein und es wird vielleicht nicht allen gelingen, wahrhaftiges Grauen einfach so wegzulesen. Ob nun glaubwürdig, realistisch oder das Gegenteil, ultraspannend ist er auf jeden Fall!

 

Thomas Lawall - März 2022

 

 

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