Live! Poet auf der Bühne
von Christoph Aschenbrenner
46 Seiten © 2014 sonderpunkt Verlag www.sonderpunkt-verlag.de www.c-aschenbrenner.de ISBN 978-3-95407-040-4
Stellt euch vor, es ist Winter, und keiner geht hin. Noch schlimmer: Stellt euch vor, es ist Sommer, und er hört gar nicht mehr auf! Ein solch verstörendes Szenario entwirft Christoph Aschenbrenner in seinem zweiten Buch. Eine illustre Truppe trifft sich an einem geheimen Ort. Man wechselt die U-Bahn-Linien mehrmals, um potentielle Verfolger abzuschütteln.
Seit Jahren ist Sommer. Kein Tag ohne knapp 30 Grad. Viele haben sich erträumt, die schreckliche Winterzeit irgendwie zu umgehen. Das Ziel ist erreicht. Teure Fluchten in den Süden sind nicht mehr notwendig. Globale Erwärmung in Verbindung mit dem gewollten Treibhauseffekt sei Dank! Und wer braucht schon Polkappen?
Jetzt wird gefeiert. Der ganze Planet ist eine einzige "Picknick-Biergarten-Strandparty". Selbst die Schrebergärtner freuen sich über ganzjährigen Betrieb. Winterdepressionen gibt es nicht mehr, allerdings ganze Industriezweige ebenfalls nicht mehr, denn wer braucht jetzt noch Winterklamotten oder Schneeschaufeln?
Weihnachten im konventionellen Sinne ist ebenfalls kein Thema mehr, doch damit kann sich der Geheimbund nicht abfinden. Wie schön es doch ist, gemeinsam die Schneekönigin anzubeten und lustige Liedchen aus fernen, verschneiten Tagen zu singen. Und der Ort, an dem man sich regelmäßig trifft, ist auch etwas Besonderes ...
Dieser Text ist auf jeder Weihnachtsfeier d-e-r Bringer! Und jeder andere übrigens auch (also nicht nur auf Weihnachtsfeiern). Christoph Aschenbrenner, langjähriges Mitglied der freien Autorengruppe Sem;kolon in Münster, hat viel zu erzählen. Er beginnt mit "Die erste Lesung" ganz von vorne. Damals, vor zwanzig Jahren, gab es im Vorfeld des Leseabends Probleme, da man die Benutzung der hauseigenen Verstärkeranlage plötzlich zusätzlich in Rechnung stellen wollte.
Weitere Themen seiner Kurzgeschichten behandeln ein wahrlich zu Herzen gehendes "Liebeslied auf die Staatsgewalt", die Lieblingsbeschäftigungen eines irischen "Killers" (aus Losertown), der mit toten Kippen in der Asche herumrührt, die Machenschaften von brutalen Bundespolizisten in Wien, oder die Suche nach einer Schlampe, die irgendwie verloren gegangen ist.
Der Autor hat ein klares Anliegen. Eigentlich wollte er ein Rockstar werden. Die ersten Versuche mit einer E-Gitarre, in fernen Jugendtagen, gestalteten sich aber wenig befriedigend. Heute steht er zwar dennoch auf der Bühne, aber eben ohne Gitarre. Das Lesen ist für ihn, auch nach zwanzig Jahren, keine Routine geworden sondern ist und bleibt stets ein neues Abenteuer. Auch und besonders für die Zuhörerschaft, denn seinen Beifall möchte sich Christoph Aschenbrenner nur verdienen, "wenn rüberkommt, wie die Rhythmen des Lebens klingen".
Klein aber fein! Mein Erstkontakt mit dem Sonderpunkt-Verlag und der gleichnamigen Buchreihe liest sich also vielversprechend. Was so ein kleines Geschenk alles auslösen kann. Aber so soll es ja auch sein, wie im Verlagsprogramm nachzulesen ist. Noch erfreulicher ist, dass gegen Ende des Jahres die Anthologie "Sonderpunkte 2" erscheint, in welcher wir es mit weiteren Texten von Christoph Aschenbrenner zu tun bekommen. Man liest sich!
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