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 Lilo Lametta
von Yvonne Kopf
112 Seiten
© 2011 by Verlag Monika Fuchs, Hildesheim
www.verlag-monikafuchs.de
www.lilo-lametta.de
ISBN 978-3-940078-28-5
Also, ich bin die Lilo Lametta. Ich bin 10 Jahre alt und in der vierten Klasse bei Frau Lustig. In der Schule bin ich ganz gut, aber da gibt es ein Problem - na ja, eher ein Geheimnis. Ich erzähle euch später davon, weil es etwas kompliziert ist. Ich muss auch aufpassen, dass die Leute nichts merken. Besonders die Erwachsenen, obwohl die meistens die Wahrheit gar nicht hören wollen. Die basteln sich lieber ihr Bild von der Welt so zurecht, wie es für sie am einfachsten ist ...
Ich bin ganz schön froh, eine Abkürzung für den Schulweg zu kennen. Die brauche ich manchmal. Heute ist wieder so ein verrückter Tag, denn ich habe verschlafen. Und zwar nur wegen dem Blödmann gestern. Von meinem Fenster aus habe ich nämlich beobachtet, wie mitten in der Nacht ein Junge und ein Mann, der wahrscheinlich sein Vater ist, Kisten und Koffer herumgeschleppt haben. Wer kommt denn auf die Idee, um diese Zeit umzuziehen? Der Junge ist in meinem Alter und ganz schön frech. Er muss mich wohl bemerkt haben, denn er stellte sich genau vor mein Fenster und sah grinsend herauf. So eine Unverschämtheit!
Aber es kommt noch besser. Weil ich verschlafen habe, musste ich wieder die Abkürzung nehmen. Ich also ab durch die Hecke, doch leider war die Bahn ganz und gar nicht frei. Ich knallte mit einem Jungen zusammen und nun dürft ihr dreimal raten, wer das war. Richtig, der Blödmann! Meine ganzen Schulsachen sind auf den Boden gefallen. Der Junge ist echt nicht nur blöd, sondern auch ein Fenstergucker und Mädchenumrenner! Immerhin entschuldigte er sich ... und eigentlich sieht er ja ganz gut aus.
Also, ich habe diese Gabe. Am liebsten wäre ich ja so wie alle Kinder, aber es geht nicht. Ich kann nämlich Gedankenlesen. Ob ich will oder nicht. Schon im Kindergarten habe ich das gemerkt, damals, als ich vier Jahre und dreiundneunzig Tage alt war. Mit meiner Erzieherin hatte ich einmal eine Wette abgeschlossen. Ich sagte ihr, dass ich an jedem Tag raten kann, was es zum Essen gibt. Sie hat die Wette natürlich verloren. Das war sehr lustig.
Irgendwie wurde es in der Schule aber kompliziert. Ich hatte einfach Angst davor, entdeckt und ausgelacht zu werden. Merken kann ich mir ja auch alles, weshalb ich in Klassenarbeiten manchmal ein paar Fehler absichtlich gemacht habe. Es sollte bloß keiner merken, dass ich alle Antworten gewusst habe. Wer weiß, vielleicht hätten sie mich gar für ein Monster gehalten und keiner hätte mehr mit mir gespielt.
Ich muss euch noch erzählen, dass ich sehr froh bin, die Frau Yvonne Kopf kennengelernt zu haben. Sie ist nicht nur eine tolle Lehrerin wie die Frau Lustig, sondern auch eine prima Schriftstellerin. Deshalb kann sie meine Geschichte auch so gut erzählen. Weil ich natürlich auch ihre Gedanken lesen kann, weiß ich, dass sie mit ihrem Buch nicht nur eine spannende Geschichte erzählen will, sondern den vielen Lesern und Leserinnen auch etwas beibringen möchte. So ist das nunmal mit Lehrern - das ist wahrscheinlich irgendwie angeboren. Und das ist auch gut so, denn normale Kinder können sich gar nicht vorstellen, wie es ist, etwas Besonderes zu können. Viele träumen ja davon, tolle Dinge tun zu können. In Wirklichkeit hat man aber eine ganze Menge Probleme damit.
Meine Geschichte ist ein prima Beispiel dafür und die von dem Blödmann. Der heißt übrigens Jonas, ist sogar ganz nett und das, was ER kann, ist wirklich einzigartig. Er kann durch die Zeit reisen und sogar jemanden mitnehmen! Seine Familie hat deswegen schon ganz schöne Probleme gehabt. Deshalb mussten sie schon öfter umziehen und aus verschiedenen Gründen unbedingt nachts. Ich will jetzt aber nicht zu viel verraten, denn sonst ist vielleicht die Yvonne böse auf mich oder die Frau vom Verlag, die das ganze Buch zusammengebastelt hat. Die Frau Fuchs hat das übrigens ganz toll gemacht. Stellt euch vor: der ganze Buchblock ist mit Fäden zusammengeheftet. So wurden früher alle Bücher gemacht und heute sieht man das gar nicht mehr oft.
Es gäbe noch ganz viel zu erzählen, aber was es Interessantes über einen Banküberfall, Tante Ju, die kleinste Straße der Welt und den Zeitrichter zu berichten gibt, müsst ihr schon selbst herausfinden. Ich kann ja schließlich nicht das ganze Buch erzählen. Außerdem werdet ihr dann auch erfahren, warum die Frau Almuth Meyer-Waarden das Buch mit knallgrüner und blauer Farbe angepinselt hat. Sie kann unglaublich gut malen und ganz viele Bilder sind richtige Kunstwerke.
In dem Buch ist sogar noch eine Zugabe versteckt. In einem Tütchen findet ihr eine Postkarte, einen Stundenplan und einen tollen Spickzettel, der als Lesezeichen getarnt ist ...
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Eine ganze Menge Erwachsene haben sich also ganz schön viel Mühe mit diesem Buch gemacht. Da kann man einmal sehen, dass einige von den Großen tatsächlich zu etwas nütze sind! So, und jetzt habe ich eine Idee. Ich schreibe sofort an das Christkind, denn dieses Buch soll unter keinem Weihnachtsbaum fehlen! Es wird ganz sicher unzählige Wunschzettel von großen und kleinen Kindern bekommen, die meine Abenteuer interessieren. Darauf muss es schließlich vorbereitet sein.
Tschüss!
Eure Lilo Lametta
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