Literatur

Liebe ist Gewühle
Spaßige Anekdoten aus der Schule


von Thomas Maiwald & Mathias Rätsch


66 Seiten
© Texte: Thomas Maiwald, 2010 by Thomas Maiwald Verlag, Bad Münder
© Titelillustration, Umschlaggestaltung und Illustrationen: 2010 by Mathias Rätsch
www.thomas-maiwald.de
www.raetsch.de
ISBN 978-3-00-032091-0



Wir erinnern uns doch alle an unsere Schulzeit, oder? Doch leider sind es oftmals die negativen Ereignisse, die in unserem Gedächtnis hängengeblieben sind. Thomas Maiwald, selbst Lehrer, hat sich mit seinem ehemaligen Klassenkameraden Mathias Rätsch, der für die Illustrationen verantwortlich "zeichnet", aufgemacht, dies zu ändern. Denn es gab neben dem vielgehassten Mathematikunterricht sowie dem ständigen Ärgernis anderer Hauptfächer auch schöne Momente.

Selbstverständlich spielte die Entdeckung des anderen Geschlechts eine tragende Rolle, doch es gab noch eine ganze Menge andere Dinge, die den Schulalltag auflockerten, denn in Wahrheit war es u.a. die Sprache, die wir Kinder so nach und nach entdeckten. Im Umgang mit den uns unbekannten Möglichkeiten unserer Muttersprache ergaben sich selbstverständlich nicht nur Unsicherheiten, sondern auch kapitale Fehler und Mißverständnisse mit mehr oder weniger dramatischen Folgen. Daran erinnert uns "Liebe ist Gewühle" und führt uns in die aus heutiger Sicht sehr diffus wirkende Zeit, die wir in diversen Schulgebäuden verbringen mussten, zurück.

Die eine oder andere Formulierung kommt uns bekannt vor, denn einige "Klassiker" werden wohl niemals aussterben. Gute Unterhaltung war z.B. angesagt, wenn Nomen in Adjektive verwandelt werden sollten. Wenn aus Gefahr "gefährlich" wird, ist es nur logisch, dass aus Haar "häarlich" wird.
Auch die dramatischen Folgen, die sich ergeben können, wenn nur ein einziger Buchstabe weggelassen oder falsch geschrieben wurde, haben wir noch im Gedächtnis. Herrliche Beispiele zitiert Thomas Maiwald: So wurde aus Aschenputtel ein "Aschenpudel" und aus einem Scheinwerfer ein "Schweinwerfer". Auch in damals noch üblichen Liebesbriefen, geschrieben auf kleinen Zettelchen, konnte man sich schrecklich vertun. Denn eine Formulierung wie "Katrin, ich liebe dich. Du biest schön" ist erstens peinlich und lässt zweitens eine nicht ganz uninteressante Interpretation zu.

Eine Fundgrube an kindlich-intellektuellen Wort- und Sinnverdrehern sind natürlich Aufsätze. Hier erspare ich mir allerdings konkrete Zitate, denn diese wahrlich originellen Zeugnisse kindlicher Dichtkunst sollte der potentielle Leser selbst und unvorbereitet entdecken dürfen.

Eigentlich sollte man gar nichts verraten, denn mit 66 Seiten ist das Werk ja nicht gerade sehr umfangreich und schnell wäre die eine oder andere Pointe zerstört. Eine Rezension sollte den Leser aber einerseits informieren und andererserseits neugierig machen. Deshalb bleibt mir gar nichts anders übrig, als das eine oder andere Detail zu verraten. Allerdings werde ich mich auf zwei weitere "Highlights" beschränken.

Wie eingangs schon erwähnt, spielt die Entdeckung des anderen Geschlechts eine sehr entscheidende Rolle. Viertklässler gehören nach Ansicht des Verfassers bereits zu den "Erfahrenen". Insbesondere in den Sportumkleidekabinen gab es nicht uninteressante Möglichkeiten, gewissen Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Torben kam nach dem Sportunterricht in den Klassenraum zurück und verkündete: "Ich habe etwas festgestellt. Pia sucht draußen noch ihren BH." Fabian konterte sofort: "Und wie hast du das festgestellt?"

Doch manchmal geht es auch ans Eingemachte und hier muss der Lehrkörper Haltung bewahren und Stärke zeigen, insbesondere wenn es um existenzielle Fragen geht! Gar manchen würde es in eine tiefe Krise stürzen, doch Thomas Maiwald steckte die Frage eines Erstklässlers "Herr Maiwald, haben Sie auch eine Arbeit?" nicht nur mühelos weg, sondern machte auch noch ein Buch daraus.

Leider ist diese herzerfrischende Sammlung viel zu kurz. Man wünscht sich mehr davon, denn eigentlich kann das nicht alles gewesen sein. Vielleicht denkt der Autor einmal über einen weiteren Band nach, denn wer weiß, was der eine oder andere Kollege noch an Anekdoten zu berichten weiß. Auf jeden Fall ist das Büchlein, sowohl was Inhalt als auch die liebevolle Gestaltung betrifft, ein echter Edelstein im schier unübersehbaren Heer der Neuerscheinungen und uniformierten Bestseller ... und nicht nur für Lehrer/innen ein tolles Geschenk!

 

Thomas Lawall - April 2011

 

 

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