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Lasst uns bös' und tödlich sein Stuttgarter Adventskalender
von Georg, Hofelich, Speidel (Hrsg.)
314 Seiten © 2025 - Gmeiner Verlag GmbH www.gmeiner-verlag.de ISBN 978-3-8392-0884-7
Es weihnachtet sehr. Was? Schon wieder? Och nööö! Doch wie kann man sich alldem widersetzen, um nicht immer wieder oder gar endgültig an den stets gleichen Ritualen seelisch und moralisch zu zerbrechen?
Oder soll man sich ergeben, um "Familienharmonie zu heucheln", oder doch lieber die Flucht antreten, und "barfuß durch den feinen weißen Strand spazieren und Cocktails am türkisblauen Ozean schlürfen"?
Eine schöne und zudem vergleichsweise preiswerte Flucht kann die Literatur sein. Wer allerdings wenig Lust auf Geschichten hat, die sich über mehrere Hundert Seiten ziehen, findet trotzdem Alternativen. Eine solche ist "Lasst uns bös' und tödlich sein".
Titel und Aufmachung versprechen ein Vergnügen der anderen Art, was dem allgemein üblichen Glanz und Trallala der Vorweihnachtszeit diametral entgegensteht. Dieser Eindruck setzt sich bereits im Inhaltsverzeichnis unmissverständlich fort. Die Titelwahl gibt Anlass zur Annahme, dass es hier mitunter gar nicht mal so sinnlich zugehen wird. Gut so.
In einen literarischen Adventskalender genau 24 Geschichten einzubauen, verwundert dann weniger, die Vielfalt der "lustigen" Themen dann schon eher.
Weitere Erwartungen muss man teilweise zurückschrauben, denn den verschiedenen Beiträgen fehlt mitunter die bei Kurzgeschichten so beliebte Schlusspointe. Wenn jene vorhanden sind, überraschen sie mitunter wenig und es fehlt ihnen jeweils etwas an Biss.
Aber es gibt auch Ausnahmen, wobei der Rezensent hier keinerlei Hinweise geben will. Selber suchen macht Laune! Oder ein paar dezente Tipps vielleicht? Was darf’s denn sein: Eine absolut ungewöhnliche Lösegeldforderung, ein grausiger Fund, ein Verbrechen hinter einer Wurstbude oder das Mitsingen in jenem "Code-Weihnachtslied" "O du Tödliche" vielleicht?
Die Wahl der erzählerischen Perspektiven sprengt den gewohnten Rahmen teilweise gewaltig. Der imaginäre Beobachter ist halt eben nur in der Literatur möglich und in mindestens einem Fall mehr als schaurig. Fans von H.P. Lovecraft und E.A. Poe kommen hier auf ihre Kosten.
Wem also der ganze "Humbug", das "Heile-Welt-Getue" und jene "mühevoll überspielten Zwistigkeiten" gehörig auf die Nerven gehen, findet in diesem wahrlich unheiligen Adventskalender etwas Ablenkung und Zerstreuung.
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