Literatur

Invisible


von Ursula Poznanski & Arno Strobel


366 Seiten
© 2018 by Rowohlt Verlag GmbH
www.rowohlt.de
ISBN 978-3-8052-0015-8



Nina Salomon versteht die Welt nicht mehr. Die Kriminalkommissarin des Hamburger LKA befindet sich in einer Sackgasse. Ein solcher Fall ist ihr in ihrer gesamten Laufbahn noch nicht vorgekommen. Eigentlich sind es mehrere Fälle, doch sie haben alle das gleiche Muster. Für Fans der Krimi-Genres gestaltet sich das zunächst etwas ungewohnt.

Im Prolog wird nichts angedeutet oder hinter schaurigem Nebel schwach beleuchtet, sondern das diametrale Gegenteil. Es kündigt sich in den ersten Zeilen bereits an, dass die beschriebene Operation keine alltägliche wird. Leider verrät der Klappentext einen wesentlichen Überraschungs(schock)moment. Schade!  

Der unfassbare Mord während einer Operation ist aber nicht die einzige Besonderheit. Auch hier verlassen Autorin und Autor gewohnte Bahnen, denn sie lassen den Täter aus der Anonymität heraustreten und vor zahlreichen Zeugen einen schaurigen Mord verüben. Zudem ist der Mörder allen bekannt!

Das soll es nicht gewesen sein, denn es geschehen weitere Morde, die sich in ihrer Grundstruktur allerdings ähneln. Stets sind Zeugen anwesend und schnell ist der Täter gefasst. Noch etwas ist ungewöhnlich: Ausnahmslos sehen sich alle Täter als Opfer ...!

Das Autorenteam war sich in "Invisible" wohl einig, schnell zur Sache und auf den Punkt zu kommen. Das funktioniert zunächst gut und heizt die Spannung an und freut den geneigten Thriller-Fan. Alsbald relativiert sich die Sache dann etwas, denn neben der erforderlichen Aufklärung der näheren Umstände gesellen sich einige Unpässlichkeiten, die reichlich in die Länge gezogen werden.

Jene sind, wie soll es auch anders sein, privater Natur und dergestalt angelegt, dass ein nahtloser Einbau in den maroden Zustand des gesamten Ermittlerteams möglich ist. Auf der einen Seite ist es Daniels Freundin Isabell. Ninas Partner beim LKA hat private Probleme der massiveren Art. Nina vermutet etwas, weiß sich aber zunächst zurückzuhalten ...

Daniel Buchholz hingegen wittert Ungemach im Zusammenhang mit dem neuen Kollegen Philipp Hanke, der sich auffallend für Nina zu interessieren scheint. Ein richtig schönes emotionales Durcheinander bahnt sich an und streift leider ein ums andere mal den Charakter einer Seifenoper.

Praktischerweise wird damit die Story gedehnt, damit diese auch formal den gewünschten Umfang erhält. Dazu gesellen sich dann noch Ninas Alleingänge. Einmal völlig ohne Sinn und Ergebnis und ein anders Mal mit dem Fund eines halbwegs relevanten Hinweises - in beiden Fällen jedoch jenseits aller Glaubwürdigkeit. Weder eine Kriminalkommissarin noch jene Sprechstundenhilfe würden in der Realität eine derart miserable Vorstellung abgeben.

Dennoch gilt es, eine ungewöhnliche Idee umzusetzen und aufzuklären. Das ist spannend und Ursula Poznanski und Arno Strobel durchaus gelungen. Inwieweit das Ganze am Ende glaubwürdig erscheint, muss jeder Leser selbst entscheiden. Wünschenswert wäre es, wenn beim nächsten Mal vielleicht mehr Augenmerk auf die Ermittlungsarbeit gelegt werden würde, statt in klischeebeladene Serienstrukturen abzudriften. Das Zeug dazu haben Nina und Daniel allemal. Und ihre Erfinder sowieso.

 

Thomas Lawall - Juni 2018

 

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