Inversion
von Christopher Priest
412 Seiten © 1974 by Christopher Priest © der deutschsprachigen Taschenbuchausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München www.diezukunft.de ISBN 978-3-453-32065-9
Wer weiß, wie schwierig oder gar unmöglich die Lösung inverser Probleme in der Mathematik ist, kann sich in etwa vorstellen, was der Titel dieses Romans andeuten könnte. "Inversion" verspricht also einiges ... und dieses Versprechen wird gehalten!
Eine untergeordnete Rolle spielt dabei, dass der Roman bereits 1974 erschienen ist, und sechsundvierzig Jahre später in Heynes Reihe "Meisterwerke der Science-Fiction" eine Wiederveröffentlichung erlebt. Wenn er etwas verstaubt daherkommt, mag dies nicht unbedingt an der etwas spröden Art des Autors, sich auszudrücken, liegen, sondern ist eher der Absicht abzuleiten, Spannung zu erzeugen, dies allerdings in einem durchaus unüblichen Maß.
Die Hauptfigur, Helward Mann, ist in diesem Zusammenhang wenig zu gebrauchen. Als "Gildenvoluntär" verbringt er, gerade sechshundertfünfzig "Meilen" alt geworden, sein Leben in "Stadt Erde" und bekommt nun die Gelegenheit, im Rahmen seiner Ausbildung zum "Zukunftsvermesser", den vermeintlich sicheren Rahmen der sich langsam fortbewegenden Stadt zu verlassen.
Fortan ist nichts mehr, wie es war. Weshalb dieser enorme Aufwand, eine Stadt auf Schienen, welche permanent ab- und wieder aufgebaut werden müssen, voranzutreiben, dies unter Zeitdruck und nur um ein ominöses, imaginäres "Optimum" zu erreichen?
Dies und anderes herauszufinden bereitet sicher nicht nur genreinfizierten Leserinnen und Lesern größtes Vergnügen. Geduld ist dafür allerdings eine Voraussetzung, wobei von einer zeitgleichen Fahndung nach literarischem Anspruch, und der damit verbundenen vergeblichen Suche, abzuraten wäre.
Belohnt wird man dafür allerdings mit der spannenden Bekanntmachung und dem Kennenlernen physikalischer Besonderheiten und Abnormitäten. Der Held ist auf seinen Ausflügen nach Süden in die "Vergangenheit" sowie in die "Zukunft" nach Norden sich grundlegend unterscheidenden Einflüssen ausgesetzt, was den Wunsch nach umfassender Aufklärung ins Unendliche dehnt.
Priest verließ die ausgetretenen Pfade des Genres auf radikale Weise. Dem bekannten System eines endlichen Planeten in einem unendlichem All stellte er den Entwurf eines unendlichen Planeten in einem endlichen All gegenüber! Wie sich das verhält, funktioniert und anfühlt verrät "Inversion"!
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