Literatur

Insomnia


von Jilliane Hoffmann


480 Seiten
© 2017 by Rowohlt Verlag GmbH
www.rowohlt.de
ISBN 978-3-8052-5071-9



Auch wenn Special Agent Bobby Dees ein sensibles Händchen bei der Aufklärung von Verbrechen rund um verschwundene Kinder und Jugendliche nachgesagt wird, gestalten sich seine Vernehmungen in einem aktuellen Fall recht mühsam und unergiebig.

Wenn sich dann noch unreife Naivität und mangelhafte Kooperationsbereitschaft die Hand geben, gestaltet sich selbst ein Gespräch mit dem vermeintlichen Freund eines verschwundenen Mädchens nicht wirklich konstruktiv.

Auch von Mallorys engster Freundin ist nichts von Belang zu entlocken. Man befand sich auf einer Party, war selbstverständlich an- oder betrunken und nahm zwar davon Notiz, dass sich Mallory nach einer Auseinandersetzung, und dem drohenden Ärger mit Mutter und Stiefvater, zu später Stunde abgesetzt hat, jedoch verschwendete niemand einen Gedanken daran, wie sie die weite Strecke nach Hause ohne fahrbaren Untersatz zurücklegen würde.

Das Resultat verrät der Klappentext und gleich noch die unterstrichene Vermutung, dass die falschen Fährten in Richtung "Hammermann" nicht die richtigen sind.

So kann man Spannung wahrlich entschärfen und wenn Jilliane Hoffmann dann auch noch mit Füllmaterial wie dem Zuständigkeitswirrwarr der ermittelnden Behörden langweilt, startet "Insomnia" reichlich durchwachsen.

Doch das ändert sich, und wer den Prolog nicht verschlafen hat, ahnt entsprechendes Ungemach, denn ab dem Mittelteil des Buches zieht die Autorin die Daumenschrauben in Sachen Spannung an.

Dennoch bleibt am Ende ein Roman, der u. a. mit zahlreichen Selbstreflexionen der Hauptpersonen, sowie durch 95 Kapitel und den damit verbundenen Leerräumen aufgebläht wurde. Das alte Rezept, den Umfang des Buches zu erhöhen, sowie die Spannung millimeterweise aufzubauen, geht aber gleichermaßen auf.

Schließlich hat die Autorin neben einer aufregenden Suche, dem Betreten von Sackgassen, dem katastrophalen Psychogramm eines Mörders, der Aufdeckung von Zusammenhängen, die an Zufälle grenzen und umgekehrt, auch ein ebenso unerwartetes wie überraschendes Ende zu bieten. Auch wenn es sich wieder etwas "zieht", brilliert es mit weiteren Überraschungen und endet, jenseits aller falschen Fährten, mit einem Paukenschlag.

 

Thomas Lawall - Februar 2017

 

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