Infinitum Die Ewigkeit der Sterne
von Christopher Paolini
960 Seiten ©2020 by Christopher Paolini ©2020 der deutschsprachigen Ausgabe Knaur Verlag www.knaur.de ISBN 978-3-426-22736-7
Vier Monate war Kira auf Adrasteia, Adras erdgroßem Mond, mit ihren Untersuchungen beschäftigt. Schon bald würden die ersten Kolonisten eintreffen. Man schreibt das Jahr 2252. Längst ist die Menschheit zu den Sternen aufgebrochen, um bewohnbare Planeten zu besiedeln. Als Xenobiologin gehört Kira zu jenem Personenkreis, der für die notwendigen Forschungen vorab verantwortlich ist.
Eine letzte Untersuchung ist noch notwendig. Zu einer Drohne, die zuletzt organisches Material an der Küste nachgewiesen hatte, ist der Kontakt abgebrochen. Die strengen Richtlinien solcher Expeditionen verlangen zwingend eine Aufklärung der Umstände, seien sie auch noch so harmlos.
Widerwillig unternehmen Kira und ihr Team also einen letzten Erkundungsflug. Die zerschellte Drohne ist bald gefunden, irgendwelche Besonderheiten jedoch nicht, bis auf jene eigenartigen Felsformationen rund um das Absturzgebiet. Kiras Neugier ist geweckt, bis sie ein weißes Flöz in der Nähe einer Felsspalte entdeckt.
Es folgt der Sturz in einen Raum, der nicht natürlichen Ursprungs zu sein scheint. Ein Sockel mit einer seltsamen Innenwölbung erregt ihre Aufmerksamkeit. Sie hütet sich davor, etwas anzufassen, jene kapitalen Anfängerfehler, die unabsehbare Folgen nach sich ziehen können. Und doch geschieht etwas, was kein Mensch je zuvor erlebt und gesehen hat.
Sie verliert das Bewusstsein, und als sie in der Krankenstation des Hauptquartiers wieder aufwacht, ist etwas anders.
"Zunächst war da das Bewusstsein von Bewusstsein."
Noch ganz am Anfang der Geschichte erfährt sie bereits jetzt eine entscheidende Wendung, denn Kira spürt so etwas wie eine "schreckliche Präsenz" ...
Ob es in Paolinis Absicht lag, mit jenen Andeutungen SF-Fans in die Irre zu leiten, will der Rezensent nicht behaupten, dass es die Spannung auf einen ersten Höhepunkt treibt, dann schon eher. Fast zwangsläufig erheben sich die Schatten bösartiger Erinnerungen an cineastische Meilensteine wie "Alien" und deren Fortsetzungen.
Der Autor hat aber weitaus mehr im Sinn und schreibt sich in einer wahnwitzigen Odyssee von Höhepunkt zu Höhepunkt, um schon auf der halben Reise die Dimensionen von STAR WARS und Co. um Lichtjahre hinter sich zu lassen. Voll beladen mit überraschenden Wendungen multipliziert sich die Geschichte mehrfach mit sich selbst, expandiert in alle Richtungen, überschreitet andererseits niemals bekannte Grenzen des Genres und sprengt den Rahmen eines Unterhaltungsromans damit zu keiner Zeit.
Inmitten dieses Sternenchaos’ um "Sucher", "Nachtmahre" und "Verschwundene" steht Hauptdarstellerin Kira und ihr ganz persönliches Problem, was sich am Ende etwas diffus gestaltet und leider von gigantischem Schlachtengetümmel verwässert wird. Deshalb möchte man am Ende fast gleich wieder an den Anfang zurück, dahin, wo Christopher Paolini den großen schweren Vorhang zur Seite schiebt:
"Der orangefarbene Gasgigant Zeus hing tief über dem Horizont und schimmerte vor dunklem Grund. Ringsum ..."
Ähnlich verhält es sich mit dem grandiosen Schlussbild, welches durch den großen Vorhang geschlossen, aber gleichzeitig wieder geöffnet wird ...! Das Buch ist zu Ende. Die Bilder bleiben.
Große Oper, ein gewaltiges Abenteuer. Würde man den Stoff verfilmen wollen, was sich wohl kaum vermeiden lassen wird, wären die Grenzen des Machbaren schnell erreicht. Heruntergerechnet auf Mainstream-Blockbuster-Niveau wären dennoch gleich mehrere Großproduktionen denkbar.
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