Literatur

In Aufruhr

von Inga Vesper


384 Seiten
© 2021 by Rowohlt Verlag GmbH, Hamburg
www.rowohlt.de
ISBN 978-3-463-00022-0



Detective Mick Blanke hat keinen leichten Stand. Doch zur Analyse seines neuen Lebensabschnitts bleibt zunächst keine Zeit. Chief Murphy, sein neuer Chef, beauftragt ihn mit einem aktuellen Fall. Nicht ohne Häme und der Weissagung, dass es für ihn wohl kein guter Tag werden würde.

Die überreichte Akte erweist sich als Loseblattsammlung mit Notizen zu einem Vorfall an "Sunnylakes" Stadtrand. Ein vermeintlicher Einbruch und das Verschwinden einer Frau geben Rätsel auf, ebenso eine Blutlache in der Küche des Hauses. Obwohl keine Hinweise auf die Art des Verbrechens existieren, oder ob es überhaupt ein solches ist, gibt es bereits eine Verhaftung.

Ruby Wright, die 22-jährige Haushälterin, steht sofort unter Verdacht, nicht aber weil sie im Haus aus und ein geht, sondern weil sie schwarz ist ...

Über "Beziehungen" wurde Mick Blanke von Brooklyn hierher versetzt. Leider ist aber das Santa Monica Police Department ganz und gar nicht der Ansicht, plötzlich einen eigenen Detective zu benötigen. Zumal es sich bei den bisher spektakulärsten Kriminalfällen beispielsweise um den "Diebstahl des nagelneuen Fahrrads des kleinen Timmy" handelte.

Alles in allem hat er also keinen leichten Stand, auch im Hinblick auf die merkwürdigen nachbarschaftlichen Verhältnisse der Vermissten. Aber er hat in Ruby Wright eine Verbündete, die er aktiv in Ermittlungsdetails einweiht und ihre aktive Teilnahme an der Lösung des Falles toleriert. Inwieweit dies jedoch glaubwürdig ist, sollte jeder für sich entscheiden.

Ebenso interessant wie erschütternd sind die Mechanismen der Rassenproblematik in den USA der späten 50er Jahre, die selbst mit den besten Vorsätzen nicht ohne weiteres abzuschütteln sind. Schließlich ist da jene Mauer, "die in Jahrhunderten errichtet wurde".

In ihrem ersten Roman fällt die Autorin mit zunächst verwirrenden Erzählperspektiven auf. Diese machen es notwendig, als Kapitelüberschriften die Namen der jeweiligen Hauptakteur/innen  zu wählen! Wenn dann aber der Name einer bestimmten Person auftaucht, scheint ein ganz anderer Film zu laufen ...

Ferner vermag sie aktionsreiche Szenen genauso eindrucksvoll in Zeitlupe zu schildern, wie die Entwicklung der inneren Konflikte derer, welche die Geschichte immer weiter in einen Strudel sich fast zwangsläufig ergebender Konsequenzen treiben. Bildlastige Sprache, die an Sozialstudien grenzende Schilderung rassistischer Schwelbrände und ein Hauch lyrischer Anwandlungen runden das Bild eines nicht unbedingt alltäglichen Kriminalromans ab.

 

Thomas Lawall - Juli 2021

 

 

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