Literatur

Ich weiß, wer du bist


von Alice Feeney


400 Seiten
© 2020 by Rowohlt Verlag GmbH, Hamburg
www.rowohlt.de
ISBN 978-3-499-00162-8



Seltsame Geschichte und ein beunruhigender Rückblick. Da ist diese fremde Frau, welche sich mit jenem sechsjährigen Mädchen auf eine unerwartete Reise begeben möchte. Da ist diese fremde Gegend, dieses unbekannte Haus mit der schwarzen Haustür und dahinter jene unendlich lange Treppe.

"Vielleicht reichen die Stufen bis in den Himmel hinauf, bis zum Mond und zu den Sternen."

Da ist dieses noch seltsamere Anliegen jener Frau, diesem Mädchen auf der Suche nach ihrer Mutter behilflich sein zu wollen. Leider kann etwas mit jener Suche, aufgrund der familiären Situation des Mädchens, ganz und gar nicht stimmen. Auch mit dessen Namen und Geburtsdatum ist etwas nicht in Ordnung ...

Zunächst pendelt Alice Feeney zwischen den aktuellen Ereignissen im London von 2017 und denen in Galway und Essex im Jahr 1988 hin und her. Die 36jährige Schauspielerin Aimee Sinclair vermisst ihren Mann und verständigt die Polizei. Bei einem Einkauf stellt sie fest, dass ihre Kreditkarte ungültig ist. Während einer telefonischen Nachfrage bei ihrer Bank erfährt sie, dass ihr Konto aufgelöst und ihr ganzes Geld abgehoben wurde. Weitaus erschreckender ist jedoch die Tatsache, wer dafür verantwortlich ist ...

Alice Feeney zeichnet ein absurdes Szenario, welches Leserinnen und Leser insofern permanent überrascht, indem sie stets das exakte Gegenteil von dem erzählt, was man erwartet. Diese Methode ist zwar alles andere als neu, inhaltlich allerdings schon.

Die fiktiven Rollen einer Schauspielerin vermischen sich nahtlos in einer Realität, die vielleicht gar keine ist. Oder ist es in gewisser Weise vielleicht umgekehrt? Und wie verhält es sich mit jenem seltsamen Mann, dessen Lächeln "Löcher" hat,

"als hätte er es zu oft aufgesetzt ..."?

Ein merkwürdiges Unternehmen, welches "Träume" zum Verkauf anbietet und ein ganz offenbar "total gestörtes Paralleluniversum" tragen zur Aufklärung der sich langsam, aber unaufhaltsam steigernden Verwirrung und dem Vexierspiel der Identitäten nicht das Mindeste bei. Was nicht heißen soll, dass Alice Feeney damit schon das komplette Register gezogen hätte.

Könnte gut sein, dass der Rezensent damit ausdrücken möchte: Es kommt knüppeldick.

 

Thomas Lawall - Oktober 2020

 

Für Fragen, Kritik und Anregungen steht unser Forum zur Verfügung

Home News Literatur Gedichte Kunst Philosophie Schräg Musik Film Garten Küche Gästebuch Forum Links Impressum