Holz und Haut
von Sepp Mall
96 Seiten © Haymon Verlag, Innsbruck-Wien www.haymonverlag.at ISBN 978-3-7099-8107-8
Was Holz und Haut gemeinsam haben, möchte man nach oberflächlicher Betrachtung zunächst fragen, und genau deshalb keine Antwort bekommen. Wenn man sich aber die Mühe macht, etwas genauer hinzuschauen, schleichen sich erste Antworten heran.
Das kann jedoch dauern, aber wieso sollen sich Leserinnen und Leser nicht ebenso viel Zeit für das tiefere Verständnis nehmen, wie sich Sepp Mall für das Schreiben seiner Verse gerne genehmigt? Würde er ein Gedicht in ein bis zwei Tagen fertigstellen, würde er seinen eigenen Worten nicht trauen, wie er sagt.
Deshalb reicht es völlig, nach Abwägung aller Pros und Kontras, sowie der Endkontrolle auf der Goldwaage, sich für ein Gedicht, manchmal auch zwei, einen ganzen Monat Zeit zu nehmen.
Trotz des nicht gerade üppigen Umfangs des Büchleins, der sich durch die Herausnahme von Leerseiten und raumfüllenden Kapitelüberschriften noch weiter reduzieren würde, ergibt sich ein Entstehungsprozess von fünf bis sechs Jahren, wie der Autor in einem Interview bestätigt.
Für das Nachvollziehen einer derartigen Verfeinerung darf man sich also gut und gerne ebenso viel Zeit lassen, und die ist auch bitter nötig. Zwischen den Zeilen zu lesen reicht in diesem Fall überhaupt nicht, denn dazu sind die entstandenen Denkräume einfach zu groß. Aber irgendwann klärt sich der Nebel zwischen verschlüsselten Botschaften,
"Die Öfen immer noch an: das Feuerchen glimmt/im Birkenwald im Märchenwald Lauf doch/lauf ..."
manchmal aber auch nicht, und nicht selten möchte man insgeheim an ein böses Märchen glauben, auch wenn man es ganz sicher besser weiß.
"Holz und Haut" sind verwobene Übergänge aus leben, wachsen, sterben, vergehen und den Rätseln, die sich Träger der Schöpfungskrone und den mächtigen Waldbesetzern gegenseitig aufgeben, auch wenn es unmöglich zu sein scheint, jenes Sekundenleben mit Zeitlupenjahren irgendwie auch nur halbwegs in Einklang zu bringen. Es wird ein ewiges Suchen und Nichtfinden bleiben.
Doch es gibt nicht nur Unheil, Kreuze, Galgen, Irrsinn und diese ganzen Wechselbäder der Vergeblichkeit. Zu hoffen gab und gibt es ja ebenfalls mehr als genug. Und wenn es nur der neue Tag ist oder ein frühes "Liebeslied" vielleicht:
"Wenn die Nacht dann/fällt sind es gleich Millionen km im Quadrat ..."
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