Himmelhorn Kluftingers neuer Fall
von Volker Klüpfel und Michael Kobr
496 Seiten © 2016 Droemer Verlag www.droemer.de ISBN 978-3-426-19939-8
Dr. Langhammer meint, dass für ein paar Verben und Artikel durchaus noch Zeit gewesen wäre. Wie es sein "Freund" Kluftinger auch macht, ist es halt verkehrt. Zuerst muss er dem Kommissar erklären, wie es sich mit einem "minimalen Edge-Netz" verhält und dass man beim Versenden von längeren Videos Probleme bekommen kann, und dann ist ihm die Kurzfassung auch wieder nicht recht.
Als ob sie im Moment nicht schon genug Probleme hätten. In jene Sackgasse gekommen zu sein ist schon schlimm genug. Der schlechte Empfang an der Steilwand vereinfacht die aussichtslose Lage nicht gerade, doch Not macht bekanntlich erfinderisch. Man könnte das Smartphone an einen Stock binden, diesen mit einem weiteren verlängern und somit höhere Gefilde und einen besseren Empfang erreichen.
Doch wie sollte man dergestalt telefonieren? Eine Videobotschaft aufzunehmen, die sich bei entsprechendem Netz dann selbst an den Kollegen Maier, den "Handyfuzzi", versenden würde, könnte die Lösung sein. Nur über die Art und Länge des zu verfassenden Textes muss noch verhandelt werden. Zudem sind Perspektiven der Aufnahme zu berücksichtigen und notfalls zu korrigieren, falls sie unvorteilhafte Eigenschaften besitzen.
Peinlich genug das Ganze und fast schon eine Nebensache, dass die beiden "Vollprofis" in diesem unwegsamen Gelände auch noch eine Leiche finden. Was die allgemeine Lage nicht gerade verbessert ist zudem die Tatsache, dass diese in der Klamm nicht gerade die einzige ist ...
Es ist schon fast eine Tradition, dass einem der neue Kluftinger wie der bisher beste Kluftinger vorkommt. Und wieder ist man der absoluten Überzeugung, dass es diesmal aber wirklich der beste ist. Insofern ist kaum zu glauben, wie denn das schon wieder möglich ist. Diese Figur und diese Schreibe zeigt einfach nicht die geringsten Abnutzungserscheinungen!
Volker Klüpfel und Michael Kobr zeigen sich einmal mehr in Hochform und brennen erneut ein Feuerwerk urkomischer Situationskomik, wie im ersten Teil "Milchgeld" (2003) und allen folgenden, ab. Der ungeheure Spaß, den die beiden Autoren auch beim Schreiben des nunmehr neunten Teiles der Reihe gehabt haben müssen, ist deutlich zu spüren.
Den Schalk im Nacken haben die beiden Kindsköpfe weiterhin. Ungebremst ist der Ideenreichtum an Verwicklungen und Komplikationen rund um Kluftingers Privatleben und natürlich die Tücken des Alltags, welche insbesondere für den Kemptener Kommissar eine ebenso bunte wie reichhaltige Auswahl an Fettnäpfen bereithalten.
Diese liebenswerte Pannenstatistik macht das Buch zu einem an Unterhaltungswert kaum zu überbietenden weiteren Kapitel aus Kluftingers hinreißender Lebensgeschichte und Familien-Saga, wobei "Himmelhorn", wie gewohnt, so nebenbei auch ein Kriminalroman ist. Selbstverständlich nehmen sich die Autoren weder selbst noch das Genre ernst, was freilich nur ein Teil ihres Geheimrezeptes sein dürfte.
"Himmelzefix!"
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