Literatur

Muj und der Herzerlfresser von Kindberg
Ein Südbahnkrimi


von Christoph Wagner


192 Seiten, Taschenbuch
© Haymon Verlag
www.haymonverlag.at
ISBN: 978-3-85218-826-3



Im idyllischen steirischen Städtchen Kindberg geschieht ein brutaler Mord. Dem Opfer wurde das Herz fein säuberlich aus der Brust operiert. Der gemütliche, dauerpaffende Bezirksinspektor Muj nimmt die Spur auf. Stimmen die Hinweise auf den ortsansässigen Satanistenzirkel und damit zum einzig ungelösten Fall in Mujs Karriere? Oder ahmt gar ein Verrückter den berüchtigten Herzerlfresser aus dem 18. Jahrhundert nach…

Schon nach wenigen Seiten hat mich der Roman über den Herzerlfresser in den Bann gezogen. Allerdings weniger durch den Mordfall, als durch die vielen skurrilen und originellen Charaktere, die von Christoph Wagner sehr liebevoll gezeichnet sind. Allen voran der ewig rauchende, gern und viel essende Bezirksinspektor Muj. Ich habe selten einen so sympathischen, gemütlichen und doch bärbeißigen Ermittler erlebt – und ihn sofort ins Herz geschlossen. Mit Muj führt der Gastrosoph Christoph Wagner den Leser durch diverse lokale und internationale gastronomische Highlights, man sollte den Roman also besser nicht hungrig lesen. Überhaupt ist der Lokalkolorit-Faktor in Muj und der Herzerlfresser von Kindberg sehr hoch, was viel zur Lesefreude beiträgt, auch wenn der des Österreichischen nicht ganz mächtige hochdeutsche Leser vielleicht manchmal stutzt. Aber man kann tatsächlich auf etwas vergessen :). Bei alledem ist es auch nicht weiter tragisch, dass der Kriminalfall, der die Rahmenhandlung bildet, nicht gerade ausgeklügelt ist. Besonders gefallen hat mir an der Hauptperson die Variation des Themas des einsamen Polizisten – Muj ist zwar verheiratet, doch seine Frau pflegt ihre Mutter in Italien, so dass er doch allein erscheint.

Insgesamt kommt der Roman mit einer sehr gelassenen Heiterkeit rüber, was für einen Krimi doch eher ungewöhnlich ist. So sollte man auch keine tief greifenden Gedanken über den Verfall der Gesellschaft wie in den Wallanderkrimis oder tiefenpsychologische Täterprofile wie bei Elizabeth George erwarten. Zusammenfassend lässt sich sagen: Dank der herausragenden Charakterzeichnung, auch in den Nebenrollen, hält man mit Christoph Wagners Roman 192 Seiten Spaß in der Hand.

 

Stephen Koszudowski - Mai 2010

 

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