Hallo Himmel - hier Erde!
von Marietta Becker
Elternbuch: 32 Seiten Kinderbuch: 28 Seiten © 2009 Verlag Monika Fuchs, Hildesheim www.verlag-monikafuchs.de www.kindergebetbuch.de ISBN 978-3-940078-07-0 (Bundle Buch und Heft) ISBN 978-3-940078-08-7 (Einzelheft)
Dieses Buch wurde mir ausdrücklich empfohlen und nach anfänglichem Zögern habe ich mich entschlossen, ein paar Zeilen darüber zu schreiben. Wer mich kennt, wird sich darüber wundern, denn bekanntlich fühle ich mich keinerlei Glaubensrichtung verbunden. Doch allein die Toleranz Andersdenkenden und -fühlenden gegenüber gebietet mir gebührenden Respekt vor Menschen, die nun einmal andere Wege beschreiten, zumal es sich hier um eine Veröffentlichung handelt, die den gegebenen Rahmen sprengt. Thema ist das Beten. Ich selbst habe es nie getan - auch als Kind nicht. Aber es gibt nunmal Menschen, die es tun, und zu beurteilen, ob das jetzt gut oder schlecht ist, will ich mir an dieser Stelle nicht anmaßen ...
Das Buch richtet sich an christlich orientierte Familien. Vielleicht aber nicht unbedingt an solche, die eine stark konservative Linie verfolgen, denn dazu geht es mit ganz verschiedenen Problemen viel zu offen um. Zudem sind in diesem Buch einmal Kinder die Hauptpersonen, was mir ganz besonders gut gefällt. Kinder sind die schwächsten Glieder in unserer Gesellschaft und ausgesprochen abhängig von einer gesunden Basis - der Familie. Sie bildet das Fundament auf dem sie ihr eigenes "Haus", ihr eigenes Leben aufbauen. Ist das Fundament stabil, werden es die Kinder und Jugendlichen - jetzt einmal ganz pauschal gesagt - vergleichsweise einfach haben, sich zu orientieren und eigene Wege zu finden und zu definieren. Jedenfalls einfacher als Kinder, die mit sehr unterschiedlichen Problemen aufwachsen müssen. Ihre innere Harmonie wird nicht selten erheblich gestört, ob es sich nun um Krankheiten der Eltern oder um die größten Katastrophen handelt, die ein Kind erleben kann: Scheidung oder Tod der Eltern.
Es gibt sicherlich viele Wege und Ansätze, mit solchen Schicksalsschlägen fertig zu werden, wobei es Erwachsene zweifellos "einfacher" haben (wieder pauschal gesagt). Kinder können plötzliche Veränderungen meist gar nicht erfassen, geschweige denn verstehen. Sie entwickeln Abwehrmechanismen, werden mehr oder weniger extrem verhaltensauffällig oder wählen das Gegenteil und ziehen sich in ein enges, farbloses Schneckenhaus zurück. Problematisch wird es, wenn sie den Rückweg nicht mehr finden und nicht erkennen können, dass man mit Schicksalsschlägen durchaus leben kann ...
Einen Ausweg beschreibt Marietta Becker, die selbst vom Schicksal nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst wurde. Der plötzliche Tod ihres Lebensgefährten und ein Krebsleiden ließen ihre Tochter in Schweigen erstarren. Verständlich, dass ihr Kind Gefühle nicht oder nur wenig zum Ausdruck bringen konnte. Bis die Autorin herausfand, dass sie sich im Gebet öffnen konnte. Das war der Ausweg, denn "Gott" konnte sie erzählen was sie bewegt. Ihm vertraute sie ihre Probleme an, nachdem sie diese plötzlich in Worte fassen konnte. Kleine oder große Sorgen konnte sie sich nun von der Seele reden, und die vorher nur schwer erreichbare Nachtruhe war fortan kein Problem mehr.
Das Buch liefert keine trockenen Patentrezepte, denn es gibt schon genug vorgefertigte Gebete, die alles andere als kindgerecht sind. Ich erinnere mich (auch in diesem Zusammenhang) noch an meinen Religionsunterricht. Erreicht haben mich die Zeilen nie. Anders in diesem Buch, denn hier werden ganz konkrete Situationen angesprochen und verarbeitet. Das versteht jedes "Kind", und es kann aus dem Korsett vorgegebener Gebets-Strukturen entfliehen. Egal, ob es sich nun um das Chaos im Kinderzimmer handelt, das schlechte Gewissen, weil man etwas angestellt hat, den Streit mit dem Klassenkameraden, schlechte Noten, die doofe Schule, die Eifersucht auf das neue Geschwisterchen, ein Umzug, die Scheidung der Eltern oder gar den Tod. Hier wird aus kindlicher Sicht ein möglicher Weg bereitet, der in extremen Situationen wie auch im "normalen" Alltag sehr hilfreich sein kann.
Die ausgesprochen liebevolle Aufmachung des Buches sowie das Konzept verdienen ebenfalls Erwähnung. Das große Buch versteht sich als Elternbuch. Hier werden "fertige" Gebetsanregungen präsentiert. In einem Schuber auf dem Cover befinden sich zusätzlich eine Grußkarte, Infos zum Buch und zur Autorin, sowie ein Heft für Kinder mit situationsbezogenen Illustrationen und einigen Stichworten, die nicht nur als Anregung gedacht sind, sondern auch den erwünschten Spielraum für eigene Worte lassen ...
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