Literatur

Grim
Das Siegel des Feuers


von Gesa Schwartz


688 Seiten, Hardcover
©EGMONT Verlagsgesellschaften mbH
www.egmont-lyx.de
ISBN: 978-3-8025-8303-2



Unerkannt leben die Gargoyles unter den Menschen. Grim, einer von ihnen, wacht über das Gesetz, nach dem die Menschheit nichts von der Existenz der Anderswelt der Gargoyles erfahren darf. Doch wegen eines geheimnisvollen Pergaments wird dieses Gesetz gebrochen. Um die Menschenwelt und die Anderswelt zu retten, muss Grim mit Mia, einer Seherin des Möglichen, das Geheimnis des Pergaments lösen.

Als ich die Ankündigung des Romans Grim las, war ich begeistert: Gargoyles! Und noch dazu in Paris! Ein steinernes Wesen und ein Mensch retten die Welt…

Wegen meiner hohen Erwartungen mach’ ich es heute mal umgedreht: Das Fazit kommt zuerst.
Grim liest sich wie James Bond meets Harry Potter mit einer Prise Hannibal. Das heißt, das Buch macht Spaß, wenn man viel (magische) Action an den unmöglichsten Orten erwartet und auf eine ausgereifte Story nicht zu viel Wert legt.

Der Beginn des Romans ist faszinierend und weiß zu fesseln. Leider fällt die aufgebaute Stimmung dann doch schnell der Action zum Opfer. In dem danach folgenden Wechsel von Action- und Horrorszenen mit storytragenden Abschnitten kann die anfängliche Stimmung nicht wieder eingefangen werden. Auch könnte die gesamte Geschichte ohne große Einbußen in die normale Welt transkribiert werden.

Leider funktionieren – übrigens im Gegensatz zu Potter – die Anderswelt und ihre Trennung von der Menschenwelt nicht glaubwürdig. Zwar gibt es einen Zauber des Vergessens. Doch soll dieser schon mehrere hundert Jahre bestehen, ohne dass erklärt wird, woher die dafür benötigte magische Energie auf Dauer genommen wird. Zumal die Anderswelt von diversen menschenverbrauchenden Entitäten (z.B. Vampiren, der Kartenmann, Dämonen) bewohnt wird – sprich viel zu viele Menschen verschwinden würden, um nicht aufzufallen. Überhaupt ist die Anderswelt überfrachtet mit Kreaturen aus jeglichen Fantasy- und Horrorstories, sowie aus Volkssagen, Legenden und Märchen. Das einzige was fehlt sind Zombies. Und dass die Anderswelt eigentlich genauso funktioniert wie die Menschenwelt (inklusive verblödeter Vorgesetzter und Schäublerismus) hilft der Glaubwürdigkeit auch nicht weiter.

Ein weiterer Punkt der Überfrachtung im Roman sind die zwischen-/andersweltlichen Schauplätze. Eine wilde Mischung aus realen Plätzen, Paralleldimensionen, germanisch/nordischer Mythologie, Legenden und Mittelalter. Das geht leider – wie bei Ian Fleming – auf Kosten einer soliden Geschichte. Zumal sich der Weg Grims zu Hel anhört, als ob ein Rolemaster aus Versehen seinen Lieblingsplayer durch ein Supermonster gekillt hat und nun verzweifelt einen Weg sucht, diesen zurückzuholen.

Was mich aber wirklich gestört hat waren die Versuche, kleine Scherze (z.B. durch Realweltbezüge) einzubauen, die leider regelmäßig in Flachheit versinken. Und muss die menschliche Hauptperson ein Klischee-Gothic sein?

Die Grundidee ist also faszinierend, aber die Umsetzung verliert sich leider in der Action. Die Action in Grim macht Spaß, solange man keine ausgereifte Fantasywelt und -geschichte verlangt.

 

Stephen Koszudowski - April 2010

 

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