Literatur

Gehege mit Magnolien
Gedichte


von Klára Hůrková


96 Seiten
© Pop Verlag Ludwigsburg
www.pop-verlag.com
ISBN 978-3-86356-377-6



Das mit großer Spannung und einer ebensolchen Erwartungshaltung herbeigesehnte neue Buch der tschechisch-deutschen Schriftstellerin Klára Hůrková ist anders als alle bisher erschienenen. Kaum hat sich die Magie des Auspackens der Büchersendung etwas beruhigt und gelegt, fixiert sich die Aufmerksamkeit auf das Covermotiv und kann sich so schnell nicht davon lösen.

Da hat sich ganz offensichtlich einiges geändert, denn jener Blick, der auf dem Selbstbildnis festgehalten wurde, ist anders. So hat man die Autorin noch nicht gesehen. Diese Augen scheinen uns aus dem Buch heraus direkt anzusehen! Man glaubt, eine Vielzahl von Emotionen in diesen Blick deuten zu können. Eine tiefe Besorgnis, ein leises Klagen, eine diffuse Angst, eine sehnsüchtige Erwartung und ein stilles Verzagen, aber auch Hoffnung sind nur einige davon.

Zentrales Thema in Wort und Bild ist die Corona-Pandemie, was sich bereits in den ersten Zeilen herauslesen lässt. Das Sprachbild einer "Lawine", die uns alle mitreißt, ist stimmig und auf den Punkt gebracht. Ebenso kurz aber treffend formuliert sind die Folgen, denn am Ende werden wir wieder aufstehen,

"aber nicht dort, wo wir vorher standen".

Dies muss aber nicht zwingend ein Nachteil sein, denn wenn wir dieses Buch gelesen haben, stehen wir ebenfalls nicht mehr da, wo wir vorher standen. Es ist mit Klára Hůrkovás Zeilen, wie es immer ist, denn mit nur wenigen vermag sie uns auf eine Reise mitzunehmen, die unser Bewusstsein erweitern wird. Jedes Wort ist eine Einladung. Wenn wir angekommen sind, befinden wir uns an einem größeren Ort.

Dann wissen wir auch, dass uns Enkelkinder die Welt erklären können, dass die Sonne eine "atemberaubende Sprache" spricht, warum Bescheidenheit Türen verschließen kann, und haben einen Ausflug in furchtbare Bilderfluten unternommen, die sich in den Regalen einer Drogerie versteckt haben.

Doch immer wieder gibt es Trost und die "Harmonie des Universums" ist wiederhergestellt. Vielleicht eines oder das beeindruckendste Gedicht dieses Bandes. Klára Hůrková rechnet das große Ganze auf ein paar Socken herunter! Alles ist möglich, und manchmal genügt sogar ein einziges Wort ...

... denn mehr braucht es oft nicht. Jenen Klang der Worte vermag nur sie zu komponieren. Verschlossene Türen öffnen sich von selbst. Dergestalt ist man gewappnet für alles, was da kommen möge. Auch wenn dann wieder Tage kommen, die man gerne überspringen würde und welche nur aus Schatten und Nichts bestehen. Aber was kümmert es die Worte? Sie fliegen einfach weiter.

 

Thomas Lawall - April 2023

 

 

Für Fragen, Kritik und Anregungen steht unser Forum zur Verfügung

Home News Literatur Gedichte Kunst Philosophie Schräg Musik Film Garten Küche Gästebuch Forum Links Impressum