Feuerland
von Pascal Engman
492 Seiten © 2018 by Pascal Engman © 2020 by J.G. Cotta'sche Buchhandlung www.tropen.de ISBN 978-3-608-50439-2
Erkerwohnung mit vier Zimmern hört sich zunächst nicht sonderlich spektakulär an. 300 qm Wohnfläche dann schon eher. Und die verschiedenen Umbauten, wie beispielsweise der Kachelofen und die Spiegelglasdecke im "master bedroom", sowie die Liste der illustren Vorbesitzer erst recht.
Neben der mehr als ausreichenden Wohnsituation geht es ihr auch finanziell über alle Maßen gut. Vanessa Frank erbte das Aktienportfolio ihres Vaters im Wert von dreiundvierzig Millionen Kronen. Einer geregelten Arbeit nachzugehen wäre für sie nicht nötig, wenn da nicht diese Langeweile wäre.
Nach ihrer Trennung und bevorstehenden Scheidung geht es ihr den Umständen entsprechend gut, aber an Männern, jenen "Affen in Menschengestalt", kann sie nun gar nichts mehr finden. Da hilft nur eins: Beschäftigung. Diese ist ihr jedoch im Moment verwehrt, da sie von ihrem Job als Kriminalkommissarin bei der Stockholmer Polizeibehörde wegen Alkohol am Steuer vom Dienst suspendiert wurde. Die Prüfung durch den Disziplinarausschuss steht noch an ...
Derweil braut sich an mehreren Schauplätzen Unheil zusammen, was Pascal Engman zu Beginn fast sachlich unspektakulär in Szene setzt. Gleichzeitig lässt er es aber unterschwellig knistern, so dass sich langsam aber unaufhaltsam Spannung aufbaut.
Zunächst sind die Fragezeichen aber in der Überzahl. Was bedeutet der Überfall auf einen exklusiven Uhrenladen, dessen wertvolle Exponate den Räuber nicht interessierten? Die Entführung von Geschäftsleuten geben ebenso Rätsel auf wie die "Legion", einer mächtigen Untergrundorganisation in Stockholm, oder die Ereignisse um und in der deutschen Kolonie "Colonia Rhein" in Chile. Kann es wahr sein, was sich angeblich im dortigen Krankenhaus "Clínica Bavaria" abspielt?
Wie es scheint, ist es mit Vanessa Franks Langeweile bald vorbei, denn sie beginnt, nicht zuletzt mit Hilfe und Unterstützung eines Informanten, Ermittlungen, welche sich aus guten Gründen mehr oder weniger inoffiziell gestalten und die sich in einem Maße entwickeln sollen, wie sie es im Traum nicht erahnt.
In einer Vielzahl von extrem kurzen Kapiteln speist der Autor Leserinnen und Leser immer wieder mit kurzen Handlungsfortschritten ab, steigert somit in homöopathischen Dosen die Spannung, verlangt aber eine genaue Beobachtungsgabe für ständig wechselnde Schauplätze und Handlungsebenen. Die zunächst gewöhnungsbedürftigen Gedankensprünge, teils über Kontinente hinweg, erweisen sich im weiteren Verlauf der Geschichte als ein Spannungsmultiplikator.
Grandiose Missverständnisse unter den Hauptdarstellern gießen zusätzliches Öl ins Feuer. So ganz nebenbei interessiert es dann nicht nur die Neugierigsten unter den Neugierigen, wie sich Vanessas private Situation nach der Trennung von Ehemann Svante entwickelt, während sich die Ereignisse immer mehr in Richtung Eskalation entwickeln. Wenn das der Auftakt zu einer Trilogie sein soll, kann man jetzt schon gratulieren.
Filmreife Action. Atemlose Spannung ist garantiert.
|