Literatur

Es reicht!
Schluss mit den falschen Vorschriften.
Eine Polemik


von Werner Bartens


121 S.
© Weissbooks GmbH Frankfurt/Main 2014
www.weissbooks.com
www.werner-bartens.de
ISBN 978-3-86337-059-6



Den falschen Propheten geht es an den Kragen. Lebensänderung leicht gemacht? Von wegen. Wir wollen nur unser permanent schlechtes Gewissen beruhigen, meint Werner Bartens. Der Journalist, Autor und Mediziner macht sich daran, eine ganze Armada erhobener Zeigefinger zu entlarven und in ihren Grundfesten zu erschüttern.

Offenbar muss mit einer ganzen Reihe völlig falscher Vorstellungen aufgeräumt werden. Beim Entrümpeln hilft uns der Redakteur der Süddeutschen Zeitung durchaus auf die harte Tour. Da wird nicht lange herumlamentiert, sondern mit der Bowlingkugel Althergebrachtes von der Platte gefegt.

Endlich einmal etwas Erfreuliches. Eigentlich liege ich mit meinem Body Mass Index (BMI) von 26 an der Haustür des Übergewichtes. Werner Bartens ist aber der Ansicht, dass diese Tatsache mit keinerlei gesundheitlichen Risiken verbunden ist, was mir morgen früh den Gang zur Waage sicherlich versüßen wird. Umfangreichen Studien zufolge ist ein BMI "um 27 im mittleren Alter mit der geringsten Sterblichkeit verbunden". Für über 70jährige gilt in diesem Zusammenhang sogar ein BMI zwischen 27 und 35. Die Sterblichkeit ist also nicht bei Übergewicht, "sondern bei Fettleibigkeit und Untergewicht erhöht".

Auch zum "Glaubenskrieg" um Schaden und Nutzen des Salzkonsums hat er insofern etwas beizutragen, als es keineswegs bewiesen scheint, dass erhöhter Salzkonsum im Zusammenhang mit Bluthochdruck steht. Dicht gefolgt vom Kapitel "Brokkoli gegen Krebs? Hohle Versprechungen". Werner Bartens bestreitet keineswegs die Bedeutung von Obst und Gemüse als gesunde Nahrungsmittel, die angebliche Wirksamkeit gegen Krebs verbannt er allerdings ins Reich der Mythen und Legenden.

Was Homöopathie betrifft, erinnert er an Umschreibungen von Kritikern, welche die verdünnten Lösungen und Globuli beispielsweise mit dem Atlantik vergleichen, "dem ein Tropfen Rosenöl zugefügt wird", und stellt die provokante Frage, ob man Homöopathen eigentlich als "Quacksalber" bezeichnen darf.

Ad absurdum führt er auch den hartnäckigen Glauben "vernunftbegabter Erwachsener" an Entschlackung. Weder Tees noch Einläufe oder gar die spirituelle Vorbereitung "auf die ganz große Leere" haben auch nur den Hauch einer Wirkung. Kein Wissenschaftler konnte Schlacken im Körper bisher nachweisen - bekannt sind sie nur "aus der Erzverhüttung". Hier erlaubt sich der Autor, seinen Unmut deutlich zum Ausdruck zu bringen, indem er einen Kollegen zitiert, der grundsätzlich eine Entschlackung im Kopf empfiehlt.     
 
Krebsvorsorge sei auch mit Vorsicht zu genießen, denn nicht selten würden Gesunde zu Kranken gemacht, was der Autor am Beispiel Prostata zum Ausdruck bringt. Impotenz und Inkontinenz sind die Folgen einer Operation, doch es sei nicht immer gewiss, ob der Krebs jemals Beschwerden verursacht hätte. "Die Hälfte aller 80-jährigen stirbt eher "mit und nicht an dem Krebs."

Was also tun? Werner Bartens Streitschrift ist ein Plädoyer gegen falsche Vorschriften und den Bevormundungswahn im Gesundheitswesen. Ohne Ratschläge kommt er aber ebenfalls nicht aus, denn der beste Ernährungsratschlag besteht seiner Ansicht darin, "keine Ernährungsratschläge zu befolgen". Kritische Vernunft ist angesagt und mehr Beachtung der inneren Stimme.

Und wenn die Orientierung gänzlich versagt, sollte man sich wie ein neugieriges Kind verhalten und sich auf gar keinen Fall umstimmen lassen. Das ist allerdings der schwierigere Weg. Denn Fragen wie "Woher wisst ihr das eigentlich? Wo ist der Beweis?" sind unbequem.

 

Thomas Lawall - April 2015

 

 

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