Literatur

Erben gesucht!

von Nicolas Forster


222 Seiten
© 2025 Residenz Verlag GmbH
www.residenzverlag.com
ISBN 978 3 7017 3633 1



Erben ist so eine Sache. In den meisten Fällen dürfte alles mehr oder weniger geregelt und festgelegt sein, zumindest wenn die Nachkommenschaft aus näherer Verwandtschaft wie Kindern und Enkelkindern besteht, sowie die weitläufigere Verwandtschaft aus Tanten und Onkeln, die offensichtliche Erbfolge klar definieren.

Mancherorts wird gar von Erbberechtigten berichtet, welche es gar nicht abwarten können, in den Genuss der erhofften Hinterlassenschaften zu kommen. Der Allgemeinheit weniger bekannt sind dann Fälle, in denen sich keinerlei erbberechtigten Damen und Herren befinden oder auffinden lassen. Noch weniger bekannt sein dürfte, dass es Institutionen gibt, die sich genau um jenes Problem kümmern.

Eine davon ist die in 2004 gegründete "Historikerkanzlei" in Wien. Hier und in entsprechenden Filialen beschäftigen sich Juristen und Historiker weltweit mit Recherchen, die Licht in unklare Verwandtschaftsverhältnisse zu bringen versuchen. 

Dies kann sich überraschend einfach gestalten, sich andererseits aber viele Jahre hinziehen, insbesondere wenn Umzüge ins Ausland die Suche erschweren, oder Änderungen des Familienstands die Sache noch weiter verkomplizieren.

Auch Kriegswirren und die damit verbundenen Auswanderungen vereinfachen die manchmal sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen nicht gerade. Und genau hier setzt Nicolas Forsters Buch ein. Als Politik- und Rechtswissenschaftler in der Historikerkanzlei in Wien tätig, berichtet er von der nicht selten abenteuerlichen Suche nach Erbinnen und Erben.

Wertvolle Hilfe leisten können hier Friedhofsverwaltungen, Hotelverzeichnisse, Websites, soziale Medien, geschichtliche Artikel, Zeitungssammlungen, Kirchenbücher, Standesregister, alte Telefonbücher, Gefallenenlisten, Einreiseregister, Schiffspassagierlisten, Wählerinnen- und Wählerverzeichnisse oder Melderegister.

Jene unverzichtbaren Hilfsmittel führen dann beispielsweise zur ältesten Erbin, welche die Kanzlei jemals fand. Oder zu einem Fall, der über Deutschland nach Rumänien führte, erfolgreich abgeschlossen werden konnte, sich aber über zwei Jahre hinzog.

Es kann sich aber auch alles einfacher lösen lassen als zunächst gedacht, auch wenn Umwege über Brasilien nötig waren. Das südamerikanische Land spielt übrigens nicht selten eine gewisse Rolle, und warum das so ist, erklärt uns der Autor in der einen oder anderen Nachhilfestunde in Sachen Weltgeschichte.

Diese Besprechung fertigte der Rezensent anhand seiner Notizen bis einschließlich Seite 65 des Buches an. Das heißt aber auch, dass es ihm extrem schwerfällt, in keiner Weise zu verraten, was sich Kurioses ab Seite 65 bis Seite 72 abspielt.

Aber man soll ja nicht zu viel verraten, heißt es. Nur eines vielleicht noch: Es sollten noch ungleich erstaunlichere Geschichten folgen, die sich teilweise rund um den Erdball ziehen, und den mitunter verblüffenden Unterhaltungswert von "Erben gesucht" noch einmal erheblich steigern können.

 

Thomas Lawall - August 2025

 

 

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