Ein kleines Lied über das Sterben
von Timo Blunck
320 Seiten © Emons Verlag GmbH www.emons-verlag.de ISBN 978-3-7408-2426-6
Die Kurzbeschreibung des Buches liest sich durchaus spannend und ungewöhnlich zugleich. Nicht ohne hintergründigem Humor, aber auch fast wie eine Warnung. Stimmt dennoch alles irgendwie nicht, denn so unkonventionell die Zeile auch klingen mag: Sie ist maßlos untertrieben!
Hauptperson und ehemaliger Mordermittler Tom Mangold hat neuerdings eine treue Begleiterin. "Knef" heißt die Mischlingsdame und sorgt in der "Kleingartengemeinschaft Dohlenhorst e.V.", dort, wo Tom aufgrund gewisser Umstände in einer Gartenhütte wohnt, für Aufsehen. Fünf Angler können die zugelaufene Hündin nicht bändigen, was für den Ex-Polizisten, der kurz vor seiner Kündigung noch im Hundekontrolldienst tätig war, keinerlei Problem darstellt.
Dank eines Halsbandes sind Name der Hündin sowie Telefonnummern des Besitzers und dessen Mutter schnell gefunden. Während das Herrchen im Moment nicht auffindbar ist, kommt schnell der Kontakt zur Mutter zustande. Genau dort will Tom die Knef abliefern.
Frau Dr. Müllensiefen wohnt nicht, sie residiert. Schauplatz ist eine geschmacklose Villa, von einem "verstrahlten Architekten" entworfen, der die Zeit um "hundert Jahre zurückdrehte". Spätestens hier offenbart sich Timo Bluncks Leidenschaft, Schauplätze bildgewaltig zu beschreiben, die nur noch durch die Charakterisierungen seiner Figuren übertroffen werden.
"Die Villa passte in die Gegend wie Johann Sebastian Bach auf ein Volksmusikfestival."
Viel Liebe steckt in allen Entwürfen seiner Darsteller/innen, wobei man sich ständig auf überraschende Pointierungen einstellen muss. Diese können, besonders im Fall des Tom Mangold, tragisch und komisch zugleich sein. Das diametrale Gegenteil zeichnet er für die dunklen Gestalten...
… auf deren unfassbaren Machenschaften der Rezensent hier nicht weiter eingehen möchte. Nur eine kleine, sehr ernst gemeinte Warnung vielleicht, denn für Leser/innen konventioneller Krimikost, wie "Whodunit-Romane" oder gar "Cosy-Crimes", ist die Lektüre, Risiken und Nebenwirkungen sind garantiert, ganz und gar nicht zu empfehlen.
Für humorlose Tierfreunde übrigens auch nicht, denn deftige Querschläger feuern direkt von der "Basis" in Richtung "Abgründe deutscher Tierliebe". Hunde kennen das Problem nur zu gut. Die "Zweibeiner" verwechseln sie nicht selten mit Gegenständen oder Kuscheltieren, besonders dann, wenn es um ebenso ungeliebte wie permanente Streicheleinheiten geht.
"Diese Zuwendungen verliefen immer einseitig und fühlten sich oft übergriffig an."
In diesem Zusammenhang sei noch der Hinweis auf extrem ungewöhnliche Erzählperspektiven erlaubt. Mehr wird nicht verraten. Auch die Dialoge sind vom Feinsten, einige so nicht erwartete "Knaller" natürlich inbegriffen. Was andere Kriminalromane versprechen, wird hier geliefert.
Und um noch mal auf die Einleitung zurückzukommen: "Ein kleines Lied über das Sterben" ist eine ebenso kompromisslose wie knallharte Kost, wobei der kontrastierende Humoranteil die diabolischen Abgründe noch unterstreicht. Timo Blunck weiß, wie Hochspannung geht.
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