Literatur

Ein Huhn ein Mord
15 Kurzkrimis rund ums Federvieh

Denzau, Küpper, Fuchs (Hrsg.)


240 Seiten
© Emons Verlag GmbH
www.emons-verlag.de
ISBN 978-3-7408-2516-4



Satte fünfzehn Kriminalgeschichten auf nur gut 230 Seiten zusammengepresst, ob das funktionieren kann? Und wie es das kann! Sämtliche Vorbehalte, falls vorhanden, lösen sich sehr bald in Wohlgefallen auf.

Es geht jeweils ohne große Umwege zur Sache. Mit das Angenehmste ist, dass man sich nicht erst durch eine mehr oder weniger große Anzahl von Nebenfiguren und deren Lebensumstände oder gar Lebensgeschichten durchkämpfen muss.

Auch die genreüblichen Irrwege und falsche Fährtensucherei entfällt. Trotzdem mangelt es nicht an Inhalten und diese präsentieren sich in dieser Sammlung ebenso originell wie abwechslungsreich. Mord und Totschlag als erzählerisches Konzentrat, mitunter aus einer ungewöhnlichen Perspektive.

Fatal beispielsweise, wenn man als gemeines Federvieh zwar verstehen kann, was Menschen so treiben und planen, sich aber durch die bestehende Sprachbarriere nicht so recht mitteilen kann. Noch schlimmer, wenn somit vermeintliche Mordopfer nicht gewarnt werden können!

Oft gestalten sich die Kurzkrimis atmosphärisch sehr dicht, was zum Beispiel die Geschichte einer Schriftstellerin beweist, die, trotz traumatischer Kindheitserfahrungen, in ihren ungeliebten Heimatort zwecks einer Lesung zurückkehrt. "Bei Paula piept's", bildet den ersten Höhepunkt der Geschichtensammlung.

Nebenbei wird das Allgemeinwissen um die Vielzahl an Hühnerrassen aufgefrischt oder sogar nicht unwesentlich erweitert, denn "Schwedische Blumenhühner", "Paduaner", "Cream Legbar", "Altsteirer", oder "Brahma"  dürfte nicht jeder kennen.

Das komische Element bilden dann verschiedene Namensgebungen wie Caruso, Celeste, Diva, Adelheid, Sherlock, Scarlett oder Mildred, welche dann im scharfen Kontrast zu dem einen oder anderen krassen Finale oder gar einem ganz besonders makabren Ende stehen.

In "Down under", einem weiteren absoluten Höhepunkt, finden wir ein solches. Ganz erstaunlich, welche intensiven Spannungskurven in diesem, aber auch in anderen Kurzkrimis möglich sind. Schon deshalb ist es nicht ausgeschlossen, dass andere Leserinnen und Leser jeweils andere Lieblingsstorys benennen würden.

Neben all dem mörderischen Geschehen hat der gelungene Klappentext in einem Punkt ganz besonders recht, denn die fünfzehn Kurzkrimis kommen "garantiert ohne tote Tiere" aus. Alles in allem ist "Ein Huhn, ein Mord" ein ambivalentes Lesevergnügen. Streckenweise makaber, aber dennoch erstaunlich unterhaltsam dank einer wohldosierten Mischung aus Substanz, Witz und Spannung.

 

Thomas Lawall - November 2025

 

 

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