Echo Killer
von Christi Daugherty
448 Seiten © 2018 By Rowohlt Verlag GmbH www.rororo.de ISBN 978-3-499-27336-0
Och naja, schon wieder ein Krimi. Zumal mit einem seltsam anmutenden Titel ausgestattet, denn was, zum Teufel, soll ein "Echo Killer" sein? Egal ob allein die Titelgebung verunglückt sein mag: Dergestalt mental vorbelastet sollte man ein Buch erst gar nicht beginnen, doch mitunter siegt die Neugier.
Sieg ist die passende Überleitung, denn Christi Daugherty schafft es bereits im ersten Satz, das Blatt der bescheidenen Erwartungshaltung zu wenden. Umgehend ist man hellwach, die Vorbehalte verlieren sich augenblicklich und alle Regler sind wieder auf neutraler Einstellung. Man sitzt sofort neben Polizeireporterin Harper McClain in jener verlassenen Redaktion.
Kurz vor Mitternacht ist nichts mehr geboten, und "eine ruhige Nacht ist wirklich das Schlimmste, was einer Polizeireporterin passieren kann". Jedenfalls bis der Polizeifunkscanner zum Leben erwacht. Die Angaben sind verschlüsselt, doch Harper weiß, was sie bedeuten. Jetzt kann man nur noch rennen ...
"Echo Killer" kann also tatsächlich von der ersten Seite an überzeugen. Der wesentliche Unterschied zu anderen Titeln des Genres besteht insofern, als hier eine vermeintliche Randfigur die Hauptrolle übernimmt. Die übliche Ermittlungsarbeit übernehmen die zuständigen Damen und Herren zwar auch und wie gewohnt, aber eine Reporterin ist in der Lage, größere, übergeordnete Zusammenhänge zu erkennen und auf eigenes Risiko zu verfolgen.
Und das nicht ohne Grund. Ein Mord geschieht und das Szenario erinnert fatal an ein anderes. Jene Ereignisse, die sie als junges Mädchen selbst erfahren, erleben und erleiden musste. Der gewaltsame Tod ihrer Mutter würde sie ohnehin nie zur Ruhe kommen lassen und jetzt passiert etwas, was diese Tage wieder aufleben lässt. Jene Ereignisse, welche die Zeit ihrer Kindheit unwiderruflich beendet hatten!
Christi Daugherty weiß, wie Spannung funktioniert. Auch wer in filmreifen Einstellungen zu denken vermag, wird hier bestens bedient. Und wenn die Autorin und ehemalige Gerichtsreporterin noch eine knisternde Liebesgeschichte, welche unter keinem guten Stern zu stehen scheint, einbaut, kann gar nichts mehr schiefgehen. Besonders wenn diese im Kontrast zu einem Hauptverdächtigen steht, der mächtig Probleme machen könnte.
Schade nur, dass am Ende wichtige Fragen offen bleiben. Entschuldbar wäre dies nur, wenn es als Hinweis auf eine Fortsetzung zu verstehen wäre. Dennoch, auch und besonders im Hinblick auf das ebenso ausgedehnte wie nervenaufreibende Herzschlagfinale, eine klare Leseempfehlung.
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