Literatur

Du sollst nicht lieben

von Ali Knight


412 Seiten
© 2012 Ali Knight
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© 2013 Knaur Taschenbuch
www.knaur.de
ISBN 978-3-426-50999-9



Die Vergangenheit holt Nicky immer wieder ein. An eine Flucht ist nicht zu denken. Die Ereignisse von damals haben sich für immer in ihren Lebenslauf festgeschrieben. Ihre beste Freundin Grace wurde vor fünf Jahren ermordet. Nicky fand sie damals in einem See, ganz in der Nähe eines Ferienhauses bei Oxford. Dort wollten sie den 30. Geburtstag von Grace standesgemäß feiern. Ihr Leben sollte sich für immer verändern, als sie die Ermordete fand. Die Polizei konnte das Verbrechen, trotz intensivster Ermittlungsarbeit, nicht aufklären.

Auch ihre Beziehung zu Greg sollte sich grundlegend ändern. Früher war er für sie einfach nur der Ehemann ihrer besten Freundin, doch nach ihrem Tod kamen sie sich näher. Schließlich heirateten sie, doch ihre Ehe stand seit Anbeginn unter keinem guten Stern. Jeder auf seine Art entwickelt Berge von Schuldgefühlen und in Verbindung mit gewissen Gerüchten, entwickelt sich ein brodelnder Vulkan. Zu allem Überfluss gesellen sich Verleumdungen in Richtung Greg, dem man die Schuld für Graces Tod zuschiebt.

Auch bei den ermittelnden Behörden galt er lange als Hauptverdächtiger. Schließlich profitierte er in finanzieller Hinsicht erheblich vom Tod seiner Ehefrau. Dem gegenüber standen sein Erfolg als Kameramann bei großen Filmproduktionen. Am Ende war ihm nicht das Geringste nachzuweisen.

Auf einem Rückflug von einem Urlaub in Spanien lernt Nicky den wesentlich jüngeren Adam kennen. Schon wieder gerät ihr Leben ins Wanken, denn mit Mühe kämpft sie gegen seine Anziehungskraft. Gleichzeitig wird sie aus ihm nicht schlau. Düstere Vorahnungen beschleichen sie, obwohl ihr alle Bedenken zunächst irrational erscheinen. Bei einem Besuch in seinem abgelegenen Haus beginnen die Ereignisse zu eskalieren, jedoch nicht in Richtungen, die sie sich auch nur annähernd vorgestellt hatte ...

... so, wie sich dieser Roman ganz allgemein entwickelt. Ali Knight beginnt ihren Roman durchaus auf die drastische Art. Danach fällt die Spannungskurve aber rapide ab und man muss als Leser aufpassen, nicht auf dumme Ideen zu kommen. Erst im weiteren Verlauf der Geschichte und ihren verschiedenen Handlungsebenen verdichtet sich die Atmosphäre. Nicht dass man Ahnungen hätte oder Verdachtsmomente, denn derlei Spielchen treibt die Autorin nicht oder nur unterschwellig. Vielmehr entwickelt sie Überraschungsmomente, während im Gegensatz dazu die Herrschaften der dunklen Seite ebenso früh wie namentlich in Erscheinung treten. Das bringt die Spannung wieder auf Hochtouren.

Ali Knight fährt mehrgleisig, denn auf der einen Seite schildert sie das Seelenleben ihrer Protagonisten sehr ausführlich und mit emotionaler Wucht, während sie auf der anderen Seite eine hinterhältig-mörderische Story entwickelt, die sich eindeutig in nicht ganz alltäglichen Strukturen bewegt. So ist dann auch am Ende mit mehrfachen Überraschungen zu rechnen!

Wenn sich der bereits zitierte Spannungsverlust am Anfang mit merkwürdigen Vergleichen wie "einem Blick, unter dem Blumenzwiebeln verschrumpelt wären" etwas unbeholfen aufzuwerten versucht, kontert Ali Knight dem etwas holprigen Start mit einer rasanten Achterbahnfahrt der seelischen Verwirrungen und der kaltblütigen Abrechnung eines Charakters, der zu allem fähig ist, wobei sie nun Leserinnen und Leser in eine namenlose Panik stürzt.

Man spürt förmlich Nickys Unruhe und Verzweiflung. Sie muss sich gegen alle Widerstände behaupten, und wenn sie schließlich denjenigen verteidigt, der ihr böse zusetzt, schütteln nicht nur die engsten Freunde die Köpfe. Am Ende steht sie in diesem Wirrwarr fast völlig alleine da - ähnlich wie der atemlose Leser, den es an diese Geschichte fesselt, wie eine mit Handschellen angekettete Hauptdarstellerin ...!

 

Thomas Lawall - Februar 2014

 

 

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