Literatur

Draußen


von Volker Klüpfel & Michael Kobr


384 Seiten
2. Auflage 2019
© 2019 by Ullstein Buchverlage GmbH
www.ullstein.de
ISBN 978-3-550-08181-1



Stephan nimmt seine Aufgabe als Survivaltrainer ernst. Hin und wieder zu ernst, denn mit seinen Aktionen schießt er immer öfter über das Ziel hinaus. Dabei meint er es, zumindest aus seiner Sicht, gut und will lediglich auf den Ernstfall vorbereiten.

Mitunter versucht er aber dieses Ziel mit extrem unkonventionellen Mitteln zu erreichen. Dazu gehören nächtliche Überfälle auf die Teilnehmer seiner Kurse ebenso wie eine drastische Darstellung im Zusammenhang mit in freier Wildbahn eventuell notwendigem Operieren offener Fleischwunden, wobei er sich mit dieser Aktion, auch in seiner "Familie", handfesten Ärger einhandelt.

Doch nicht nur im Survivalcamp sowie auf dem angrenzenden Campingplatz gibt es Probleme, sondern auch im Innenausschuss des deutschen Bundestages. Es dreht sich um die Studie der Mitarbeiter des "Büro für Technikfolgenabschätzung", die sich mit den Auswirkungen eines möglichen Blackouts befassen.

Derweil sieht sich die Belegschaft der Notaufnahme einer brandenburgischen Kreisklinik mit ganz anderen Ereignissen konfrontiert. Eine verletzte Person wird unter mysteriösen Umständen ins Krankenhaus "eingeliefert".

Ebenso mysteriös sind die Probleme eines Journalisten, der sich andernorts mit einer aufsehenerregenden Entdeckung beschäftigt. Er allein ist jener Verschwörungstheorie auf die Spur gekommen, die größtes Aufsehen erregen würde ...

Wie das alles zusammenhängt? Nun, das ist die Aufgabe von "Draußen", dem aktuellen Roman des nicht ganz unbekannten Autorenduos Klüpfel/Kobr. Es hat sich inzwischen längst herumgesprochen, dass ein gewisser Kommissar aus einer sehr südlichen Stadt Deutschland hier nichts zu melden hat. Was soll er auch in Brandenburg und Umgebung?

Und das ist verdammt gut so, denn unpassender könnte diese Figur in den hier dargestellten Zusammenhängen gar nicht sein. In "Draußen" herrscht ein völlig anderer Ton. Keine Spur mehr von lausbubenhafter Situationskomik, denn jetzt wird es ernst. Kann so ein "Stilbruch" gelingen?

Die beiden Autoren haben erst gar nicht versucht, einmal etwas anderes zu wagen, sie haben es einfach gemacht! Das Wagnis, die geordneten Schienen eines Qualitätsproduktes zu verlassen, wobei ja das eine das andere nicht ausschließt, ist gelungen, doch zu viel erwarten darf man leider nicht.

Die ganze Story wirkt, nicht nur am Ende, insgesamt etwas dünn und allzu konstruiert. Es wird erzählt und erzählt und es passiert dies und jenes, aber eine tiefergehende Charakterisierung der handelnden Personen und ihrer Motive bleibt aus. Einen Schwerpunkt bildet Aktion und der sich ständig wiederholende Streit zwischen Stephan und seinen Ziehkindern Cheyenne und Joshua, der die Geschichte dehnt und schon deshalb schnell nervt.

Sicherlich wollte man Fans der anderen Reihe nicht mit einem knallharten Thriller vor den Kopf stoßen und hatte sich deswegen auf ein übersichtliches Strickmuster geeinigt. Eingefleischten Thrillerfans wird das sicher keine Begeisterungsstürme entlocken, insgesamt kann das Buch jedoch durchaus einen Platz im Regal der moderat-spannenden Unterhaltungslektüre beanspruchen.

 

Thomas Lawall - April 2020

 

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