Literatur

Dracula

von Bram Stoker


544 Seiten, Taschenbuch
©Insel Verlag
www.suhrkamp.de
ISBN: 978-3-4583-2786-8



Der junge Advokat Jonathan Harker reist nach Transsylvanien um dem rumänischen Grafen Dracula rechtlichen Beistand bei der Übersiedlung nach England zu leisten. Schon der Weg zum Schloss des Grafen ist von unheimlichen Gegebenheiten geprägt. Doch erst in der Nacht, als Harker den ihm zugewiesenen Bereich im Schloss verlässt, beginnt für ihn das Grauen. Kurze Zeit später läuft bei Withby, wo sich gerade Harkers Verlobte Mina und deren Freundin Lucy befinden, ein Schiff auf den Grund und die Welt der Harkers beginnt sich in einen Alptraum zu verwandeln…

Dracula ist der erste der modernen Vampirromane. Allein deshalb sollte man ihn gelesen haben. Zudem ist er von der ersten bis zur letzten Seite spannend. Und schafft eine der düstersten Stimmungen, die mir bisher in einem Buch begegnet sind. Auch wenn der Aufbau des Romans für einen modernen Leser eher ungewöhnlich ist – Tagebucheinträge, Briefe und andere Dokumente bilden den Textkorpus – so erhöht gerade die dokumentarisch erscheinende Form die Wirkung der unheimlichen Geschichte. Zudem halten die Lücken zwischen den einzelnen Protagonisten, die zu Wort kommen, den Spannungsbogen aufrecht und lassen gleichzeitig viel Platz für die eigene Phantasie.

Faszinierend finde ich zudem den Einblick in die (idealisierte) viktorianische Lebenswelt, den Stoker in dem Roman gibt. Fans von Elizabeth George wird der krasse Kontrast in der Gesellschaftsbeschreibung sofort auffallen. Bei Stoker gibt es noch Gentlemen und Helden sind noch Helden. Der Böse ist richtig böse und die Guten noch richtig gut. Und in alledem findet sich kein Kitsch. Besonders mag ich die Darstellung des Grafen. Aristokratisch, vornehm und doch wirklich böse. So etwas findet man heute selten.

Gerade weil die Geschichte von Dracula in unzähligen Variationen verfilmt und verwurstet wurde, lohnt sich das Lesen des Originals. Ein Mehr an Spannung und Grauen, eine schlaflose Nacht (weil sich das Buch nicht so einfach zur Seite legen lässt) und ein wunderbares Lesevergnügen, denn auch wenn der Roman über hundert Jahre alt ist – er wirkt immer noch so jung als erhielte er laufend frisches Blut …

 

Stephen Koszudowski - Mai 2010

 

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