Literatur

Die schwarze Jagd


von Dinesh Bauer


304 Seiten
© 2017 Haymon Verlag, Innsbruck-Wien
www.haymonverlag.at
ISBN 978-3-7099-3404-3



Ein Kaiserwetter hat es. Kein einziges Wölkchen ist am "Postkartenhimmel" zu sehen. Im Tiroler Schattenberg ist die Hölle los. Genauer gesagt eine Beerdigung.
Revierinspektor Andreas Forcher weilt nicht mehr unter den Lebenden. Unter maximaler Anteilnahme der Bevölkerung, auch aus der weiteren Umgebung Tirols, sämtlichen verfügbaren Gebirgsschützen, den ebenso zahlreich erschienenen Kollegen auf dienstlicher Ebene, sowie die üblicherweise zum Schaulaufen angetretenen provinziellen Vertreter aus Wirtschaft und Politik, gestaltet sich eine Trauerfeier ungeahnten Ausmaßes.

Forcher, zu Lebzeiten ein "rechthaberischer Zipfelklatscher", starb einen unfreiwilligen "Heldentod" in einem Waldgebiet der heimischen Berge im bayrisch-österreichischen Grenzgebiet. Möglicherweise ist er, die versammelte Kameradschaft ist sich hier einig, von "hinterlistigen Balkan-Bandidos" oder gar von "IS-Kämpfern" ermordet worden. Selbstverständlich kann auch die örtliche Blaskapelle nicht fehlen, und unterstreicht das Drama um den verstorbenen "Exekutivbediensteten" im Rahmen ihrer musikalischen Fähigkeiten. So weit, so lustig.

Mit dem illustren Orchester ist es nicht zum Besten bestellt, was Dinesh Bauer mit einem Vergleich zu beschreiben versucht: "Als ob eine psychedelische Avantgarde-Band im Drogenrausch über ein von Miles Davis inspiriertes Thema improvisierte." Man ist es an dieser Textstelle fast schon gewohnt, sich mit etwas merkwürdigen, ebenso unpassenden wie völlig witzlosen Metaphern herumzuärgern. Im Prolog "Bärlauch-Baguette" geht es mit "Bruno" bereits los, jenem Bären, dem ein paar preiswert geschilderte Darmgeräusche entfliehen und welcher sich wie eine "Inkarnation von Yogi-Bär" bewegt. Nicht mehr lustig.

Das verheißt gleich zu Beginn nichts Gutes und leider bleibt es auch so. Das Potential an Situationskomik ist vorhanden, doch die die Umsetzung wirkt überladen und wie in einer Schreibwerkstatt von jungen Auszubildenden mühsam zusammengebastelt, wobei die durchaus gelungene Schilderung einer Fahrradverfolgungsjagd den Karren keinesfalls aus dem Dreck ziehen kann. Die Story auch nicht. Auch diese wirkt bemüht und wenig überzeugend.

Den verzwickten Fall um die skurille Schießerei an der Schlipfgrub-Alm mit allerhand, mit Intelligenz nicht gerade gesegneten, übergewichtigen und stets durstigen Mannsbildern zu bevölkern, kommt ebenfalls unwitziger als wahrscheinlich beabsichtigt. Anstrengend nachzuvollziehen ist zudem die Namensgebung der Akteure, obwohl der Autor uns eine Übersicht der handelnden Personen spendiert hat. Herzlichen Dank, dass man (ständig) nachschlagen kann (muss), wer jetzt wieder wer ist, doch ein Verwirrspiel bleibt es trotzdem.

Schade, dass "verzauberte Momente" nicht halten, was sie versprechen. Jene in "Gams Goreng" (was immer dies bedeuten mag) beispielsweise, die Schorsch Wammetsberger eine tiefe Einsicht "in das Wesen der Welt" gewährt. Der strahlende Moment ganzheitlicher und allumfassender Sicht der Dinge aktiviert alle Sinne, welche Leserinnen und Leser, sobald sich jene Magie viel zu schnell verflüchtigt, leider nicht mehr benötigen. Schade.

Das insgesamt ärgerliche Szenario wird nur noch dadurch getoppt, als dieser Kriminalroman eine zweistellige Fehlerquote im orthografischen Bereich aufweist, die man von diesem Verlag in keinster Weise auch nur annähernd gewohnt ist. Seltsam, dass sich in Verbindung mit dem naiv-kindlich gestalteten Titelbild ein leicht ungutes Gefühl schon vorab einstellte. "Die schwarze Jagd" war also leider eine Einweggeschichte, die man ganz schnell vergessen wird. Durchaus mit guten Ansätzen zwar und einem gewissen Potential - in der Ausführung aber leider wenig befriedigend.

 

Thomas Lawall - April 2018

 

Für Fragen, Kritik und Anregungen steht unser Forum zur Verfügung

Home News Literatur Gedichte Kunst Philosophie Schräg Musik Film Garten Küche Gästebuch Forum Links Impressum