Die besten Beerdigungen der Welt
von Ulf Nilsson & Eva Eriksson
40 Seiten © 2012 Beltz & Gelberg, Weinheim Basel © 2006 Moritz Verlag, Frankfurt/M. www.beltz.de ISBN 978-3-407-76114-9
Um die besten Beerdigungen der Welt ausrichten zu können, braucht man allerhand Dinge, die einem die Arbeit ganz wesentlich erleichtern: "Schaufel. Holz für Kreuze. Hammer. Nägel. Viele Schachteln für Särge. Hübsche Grabsteine. Pinsel und Farben. Samen, aus denen Blumen werden sollten. Fertige Blumen, gelb und rot."
Ester, Putte und ein namenloser Junge, der die Geschichte in der Ich-Form erzählt, haben eine Idee. Die beste, die man an so einem traurigen Sommertag haben kann. Sie gründen eine Firma, die allen Tieren helfen will, die überall tot auf der Erde herumliegen. Die Firma soll "Beerdigungen AG" heißen und die beste ihres Standes werden.
Begonnen hat es mit dem Tod einer Hummel. Die Kinder hatten Langeweile und Ester freute sich: "Endlich passiert was." Sie kam auf die Idee, dem bezaubernden Tier eine richtige Beerdigung auszurichten. Der Erzähler traute sich zunächst nicht so recht, willigte dann aber ein, mitzuhelfen, indem er passende Gedichte schreiben würde. Davon war nun Ester zunächst nicht zu begeistern: "Pah! Gedichte!"
Trotz der unterschiedlichen Auffassungen war die erste Beerdigung ein voller Erfolg. Die Aufgaben waren klar verteilt. Ester grub das Loch, während der Dichter sein erstes Gedicht verfasste:
"Ein kleines Leben in der Hand, Plötzlich weg, tief, tief im Sand."
Nun kam Bewegung in die Angelegenheit, denn schließlich sei die Welt "voll von Toten", meinte Ester ...
Nach Gründung der eigenen Firma warten jetzt größere Aufgaben auf die beiden. Sogar Verstärkung haben sie bekommen. Esters kleiner Bruder Putte ist jetzt im Team. Allerdings ist er noch so klein, dass er "nicht zählt".
Putte ist zu Beginn mit der Thematik völlig überlastet. Er hat sich mit dem Sterben noch nie beschäftigt und weiß nicht einmal so richtig, was tot sein bedeutet. Deshalb kann er auch im ersten Moment nichts mit jener toten Spitzmaus anfangen, die, ihm unverständlicherweise, einfach nur so da liegt. Ester erklärt es ihm mit ebenso einfachen wie schonungslosen Worten: "Alle, alle, und du auch, irgendwann stirbst du und wirst zu nichts." Putte versteht jetzt ...
... und der eine oder andere junge Leser ebenfalls. Die Erwachsenen haben es natürlich längst verstanden. Oder? Vielleicht ja doch nicht so richtig!?
Natürlich nicht, wenn man einmal die üblichen Erklärungsmodelle, egal welcher Art, völlig außen vor lässt. Das Erstaunliche an diesem Buch ist die völlig neutrale Herangehensweise an ein Thema, das uns alle betrifft. Insofern ist "Die besten Beerdigungen der Welt" ein Buch, das auf jeder einzelnen Seite berührt. Es führt an das Unvermeidliche aus kindlicher Sicht heran und kann tatsächlich allen eine Hilfe sein.
Erwachsene kann es wieder zu einer stark vereinfachten, natürlichen Sicht der Dinge verhelfen, und Kinder kann es auf eine ganz bezaubernde Art und Weise an das Thema heranführen. Doch auch im kleineren Rahmen tut sich in diesem Buch sehr viel. Der namenlose Dichter hat "Angst vor dem Leben und auch vor dem Tod". Ester ist impulsiv, unternehmungslustig und voller Ideen und Lebenslust. In ihren Rahmen passen keine Gedichte.
Beide sind sie grundverschieden, doch sie nähern sich an. Der junge Lyriker wächst mit seinen Aufgaben, und er verliert seine Angst, indem er über das Unvermeidliche schreibt: "Ich denke viel und habe viele Wörter in mir." Zudem gewinnt er an Selbstbewusstsein, da seine Verse immer besser werden. Das muss am Ende auch Ester einsehen, als sie ihn tatsächlich auffordert, ein Gedicht noch einmal zu lesen und sagt: "Du schreibst echt saugute Gedichte."
"Das Lied ist zu Ende. Aus Leben wird Tod ...
Mit diesen Worten beginnt das vorletzte Gedicht, welches das kleine Schreibtalent zur Beerdigung einer Amsel geschrieben hat. Die Kinder haben sie sterben sehen, nachdem sie gegen eine Scheibe geflogen ist. Ein solches Erlebnis steigert die vorangegangenen Erfahrungen ins Unermessliche. Das wird "die beste Beerdigung auf der ganzen Welt" ...
... und dieses Buch ist das traurigste, aber vielleicht auch das beste Kinderbuch der Welt. Was noch zu erwähnen wäre, ist die Zusammenarbeit von Ulf Nilsson und Eva Eriksson. Worte und Illustrationen ergänzen sich in einer Art und Weise, die rührend ist, traurig macht, aber auch der Seele Flügel verleiht. Eine so schwere Last mit derart leichter Feder zu erzählen und zu zeichnen ist schon ein Wunder!
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