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Die Weisheit der 100-Jährigen
von Rei Gesing
160 Seiten
© 2018 Solibro Verlag
www.solibro.de
ISBN 978-3-96079-061-7
Wie wird man 100 Jahre alt? Das Rätsel ist gelöst. Es ist die Rezeptur eines ganz besonderen Getränks ...
Rei Gesing reiste durch ganz Deutschland, um seine "Auserwählten" zu besuchen und zu interviewen. Bedingung war, dass die Personen im Erscheinungsjahr (2018) des Buches "mindestens ihr 99. Lebensjahr begannen". Dieses Ziel hat er (von Ausnahmen abgesehen) mit fünfunddreißig "Methusalems" auch erreicht.
Doch nicht nur das, denn die weitere Konzeption kann ebenfalls als gelungen bezeichnet werden. Allen Befragten wurden die gleichen sieben Fragen gestellt. Ein direkter Vergleich der verschiedenen Meinungen und Weltanschauungen ist somit möglich. Erkennbar auch der Versuch, irgendwie eine Art roten Faden der Gemeinsamkeiten zu entdecken.
Diesen gibt es, zumindest in Ansätzen, tatsächlich, doch jenen dürfen Interessierte selbst herausfinden. In diesem Zusammenhang sei auch auf das Fazit des Autors hingewiesen, der mit einem Verweis auf den griechischen Philosophen Platon sehr weit ausholt. Einige Aussagen will der Rezensent dennoch zitieren, sozusagen als anregendes Element für derzeit noch unentschlossene potentielle Leserinnen und Leser.
Eine der schrägsten Hilfestellungen in Sachen Krisenbewältigung bietet die 1914 geborene Gerda P. an. Allen Ärger und damit verbundene Ängste neutralisierte sie mit einem Spruch, ohne zu wissen, wo sie diesen einst "aufgeschnappt" hatte: "Putschi dalli, wird schon irgendwie weitergehen."
Andere bringen ihre stets vorhandene Lebensfreude mit Singen zum Ausdruck, was selbst während des Interviews spontan geschehen kann. Auch Fragen zum Sinn des Lebens werden in wenigen Worten abgehandelt. Ein wichtiges Thema scheint das sowieso nicht zu sein. "Der Sinn des Lebens ist die Liebe. Was denn sonst?" Was wirklich beeindrucken kann ist die Tatsache, dass es für die ewige Sinnfrage, auf die selbst klügste Köpfe keine Antwort finden, einen noch weitaus simpleren Lösungsansatz gibt: "Man ist eben da und darf leben ..."
Verwirren mögen lediglich die Illustrationen, die in einigen Fällen den Gesichtsausdruck der Befragten verfälschen. Weshalb Gesings Fotografien noch einmal abzuzeichnen waren, entzieht sich schon deshalb einer logischen Erklärung. Die im Anhang veröffentlichten kleinen Portraitfotos wären vergrößert, siehe das eindrucksvolle Titelbild des Buches, weitaus aufschlussreicher und persönlicher gewesen.
Viel wichtiger erscheint dem Rezensenten aber die Unterstellung, mit der Lektüre dieses Buches einen gewaltigen Verzicht leisten zu können. Nämlich auf die schier unüberschaubare Vielzahl beratender Literatur zum Thema und die damit verbundenen horrenden finanziellen Aufwendungen.
"Die Weisheit der 100-Jährigen" ist Lebensberatung pur. Die Damen und Herren der Abteilung "praktische Lebenserfahrung" bringen die wirklich relevanten Dinge in jeweils recht kurzen Sätzen auf den Punkt. Das macht Mut, es ihnen gleich zu tun.
Und um auf das eingangs erwähnte Getränk noch einmal zurückzukommen: Es handelt sich um einen Aufguss aus rostigen Nägeln. Schließlich muss der "Eisenhaushalt" passen.
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