Literatur

Die Unverbesserlichen
Der große Coup des Monsieur Lipaire


von Volker Klüpfel & Michael Kobr


496 Seiten
© 2022 by Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
www.ullstein.de
ISBN 978-3-550-20144-8



Der Titel weckt Erinnerungen. Das Allgäuer Autorenduo probiert es mal wieder mit einem anderen Schauplatz, der sich dieses Mal in Frankreich befindet. In der Welt des französischen Kinos gab es dereinst einen "Unverbesserlichen". Das war 1975 und jener hieß Victor Vauthier, gespielt von Jean-Paul Belmondo. In einem Film von Philippe de Broca spielte er einen Gauner, der gerne Dinge verkaufte, die sich gar nicht in seinem Besitz befanden.

Genau das tut der Gelegenheitsgauner Guillaume Lipaire ebenfalls, wenn auch in einem ungleich bescheideneren Rahmen. Viel zu lange stehen ihm das eine oder andere Ferienhaus im malerischen Küstenstädtchen Port Grimaud an der Côte d'Azur leer, weshalb er diese, ohne Wissen der Besitzer, unter seiner Regie vermietet.

Das geht so lange gut, bis er in einem der Häuser eine Leiche findet. Dieser Fund löst eine ganze Reihe von Komplikationen aus, zumal es gute Gründe gibt, die Polizei nicht zu informieren. Diese nicht ganz neue Grundidee wissen die Autoren in einen völlig anderen Zusammenhang zu stellen, wobei es nicht an Verweisen auf diverse Filmproduktionen der Vergangenheit fehlt. Insbesondere sind es Komödien, die mitunter an einen hyperaktiven französischen Filmschauspieler erinnern. Insgesamt verraten diese Passagen, dass die Autoren einen nicht unbeträchtlichen Teil ihrer Kindheit und Jugend vor dem Fernseher verbracht haben.  

Einen eindeutigen Hauptdarsteller gibt es in "Die Unverbesserlichen" nicht, denn es sind mindestens sechs. Zu dem Gelegenheitsgauner Guillaume Lipaire gesellen sich die Eisverkäuferin und Tochter des Bürgermeisters, Jacqueline, der Wassertaxifahrer Karim, das Schlitzohr Delphine, die sich bestens mit Handys auskennt, der stets einsatzbereite Ex-Fremdenlegionär Paul, sowie die über 80-jährige Lebedame Lizzy. Allein diese Zusammenstellung grundverschiedener Charaktere verspricht zahlreiche Komplikationen.

Weitere Hauptakteure sind die Adelsfamilie der Vicomtes, die in gewisser Weise mit dem Fund des Toten in Zusammenhang stehen. Insgesamt ergeben sich rund um die Themen Mord, Erpressung und einer Schatzsuche wahnwitzige Situationen, wobei dennoch der zündende Funke zu fehlen scheint. Die verschiedenen Charaktere sind eher blass gezeichnet und müssen sich alle der Handlung unterordnen, was sich in der weithin bekannten, bisher zwölfteiligen anderen Buchserie der Autoren, genau andersherum gestaltet.

Witzig ist es teilweise trotzdem, aber die gewohnt gnadenlose Situationskomik fehlt fast vollständig. Der skurrilen Geschichte hätte dies zweifellos gut getan. Streckenweise weist der Plot gar einen gewissen Leerlauf auf. Fast möchte man verschiedene, gestreckt wirkende, Passagen überspringen, um des Rätsels Lösung endlich näher zu kommen, wobei am Ende einiges offen bleibt. Das muss wohl so sein, da es sich bei diesem Buch um den Auftakt zu einer Reihe handelt. Der Folgeband soll längst in Arbeit sein. Bis zur Veröffentlichung bleibt die Hoffnung auf eine Geschichte mit etwas mehr Schmackes sowie Personen, deren Chaospotential etwas besser herausgearbeitet wird.

 

Thomas Lawall - Februar 2023

 

 

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